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Auftakt eines schwierigen Besuchs in Saudi-Arabien: US-Präsident Barack Obama wird am Freitagnachmittag bei seiner Ankunft in Riad begrüßt.

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Abdullahs Halbbruder Mukrin ist Ersatz-Kronprinz.

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Riad/Wien - Ein Schuft, wer Böses dabei denkt - aber dass der Akt der Ernennung von Mukrin bin Abdulaziz zum saudischen "Kronkronprinzen" - eine Novität - just am Tag der Ankunft von Barack Obama zu einem schwierigen Besuch in Riad vonstattenging, ist wohl eher kein Zufall.

Die Vorliebe der Amerikaner für einen anderen als Thronfolger, Innenminister Muhammad bin Nayef, Sohn des 2012 verstorbenen damaligen Kronprinzen Nayef, ist im Königreich bekannt. Der ist erst einmal ausgebremst, die Krone soll nach König Abdullahs Willen an den jüngsten Sohn des saudischen Staatsgründers Abdulaziz, Abdullahs Halbbruder Mukrin (69), gehen.

Mukrin hat gute Beziehungen zu den USA, soll aber etwa in Sachen Iran ein entschiedener Hardliner sein. Flankiert vom Gerücht, dass Prinz Bandar - mit dem die USA in der Syrien-Politik differierten - nach einer langen Abwesenheit als Geheimdienstchef zurückkommt, ist die saudische Botschaft an Washington, dass man sich nicht dreinreden lässt. Es ist auch eine Bestätigung des politischen Kurses Saudi-Arabiens - und eine Absage an interne Kritiker. Zu ihnen wurde von Beobachtern ein weiterer Abdulaziz-Sohn, Ahmad (72), gezählt, der zu den mächtigen Sudeiri-Sieben - Söhne Abdulaziz' mit Hassa al-Sudeiri - gehört, aber trotzdem übergangen wird.

Das königliche Dekret, in dem die gemeinsame Entscheidung von König Abdullah (90) und Kronprinz Salman (78) bekanntgegeben wurde, ist unmissverständlich: "Dieser Befehl (dass Mukrin zum Zug kommt, wenn nach Abdullah auch Salman stirbt oder wenn Salman vor Abdullah stirbt, Anm.) kann nicht verändert und ersetzt werden." Die Wahl sei auch vom Kronrat mit einer großen Mehrheit abgesegnet worden.

Sprung in die Enkelgeneneration aufgeschoben

Diese Institution, ein Familiengremium, hat erst Abdullah eingesetzt - der zehn Jahre lang den amtsunfähigen König Fahd ersetzen musste, bevor er 2005 selbst König wurde. Mit einem Back-up für den kranken Salman will Abdullah wohl verhindern, dass dessen Schwäche einmal ausgenützt werden könnte.

Gleichzeitig ist es eine Entscheidung für Kontinuität im wahhabitischen Königreich - und schiebt den Sprung in die Enkelgeneration des Staatsgründers weiter auf (wobei Mukrin jünger als manche Abdulaziz-Enkel ist). Die Spekulationen bleiben aber nicht aus, dass König Abdullah mit dem Schritt gleichzeitig seiner eigenen Nachkommenschaft den Thron sichern will. Ob das stimmt, wird man erst sehen, wenn Mukrin einmal seinen Kronprinzen ernennt: ob das, wie manche überzeugt sind, König Abdullahs Sohn Miteb bin Abdullah, derzeit Chef der Nationalgarde, sein wird. Also eine Art Deal.

Auffällig ist, dass das Dekret auch regelt, dass der nächste König - Salman - nur mit Zustimmung des Kronrats einen Vizekronprinzen (den Kronprinzen Mukrins) ernennen kann. Nach König Abdullahs Tod wird der Kronrat an Bedeutung gewinnen.

Zweiter Vizepremier

Zwar kommt die jetzige Konstruktion überraschend, dass Prinz Mukrin jedoch ein ernsthafter Kandidat ist, ist klar, seitdem er zum zweiten Vizepremier gemacht wurde: Das Amt gilt als Kronprinzen-Sprungbrett. Als er 2012 als Geheimdienstchef von Bandar abgelöst wurde, galt Mukrin als geschwächt. Mukrin hat einen guten Ruf, als integer, gebildet und moderat. Seine Ausbildung - auch in den USA und Großbritannien - und Karriere hat er im Militär, bei der Luftwaffe, gemacht. Er war Gouverneur von Hail und Medina und lange für die Beziehungen des Königreichs zu Afghanistan und Pakistan verantwortlich. Zweifel, ob er je ins höchste Amt aufsteigen würde, hingen mit seiner Mutter zusammen, einer angeblich nicht standesgemäßen Jemenitin.

Über Wikileaks sind freundliche Äußerungen Mukrins zu Präsident Obama bekannt (allerdings von 2009) und seine Warnung, dass sich der "schiitische Halbmond" - das schiitische Siedlungsgebiet im Nahen Osten - in einen Vollmond wandeln könnte, wenn man den Iranern nicht Einhalt gebieten würde. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 29.3.2014)