Wien - Das formidable Russlandgeschäft und niedrigere Zinsausgaben haben der Raiffeisen Bank International (RBI) die Bilanz im abgelaufenen Geschäftsjahr gerettet. Das Russlandgeschäft lieferte 2013 einen stabilen Nachsteuergewinn von rund 470 Millionen Euro ab. Im Gesamtkonzern RBI lag der Gewinn nach Steuern bei 603 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgab.

Die Eigenkapitalrendite der Bank in Russland ist ansehnlich, sie lag bei über 30 Prozent (vor Steuern). Kein Vergleich zu den übrigen Märkten. In der Slowakei lag die Eigenkapitalrendite zum Beispiel bei 14,1 Prozent, in Polen waren es 3,7 Prozent.

Wie sich in der Bilanz der Großbank ebenfalls zeigt, war der Gewinn des Instituts auch der Verlust seiner Kunden: Die Zinszahlungen an Kunden gingen bei der RBI im abgelaufenen Geschäftsjahr um rund 320 Millionen Euro zurück. Hauptverantwortlich dafür war das Niedrigzinsumfeld in Europa. Allerdings: Die Zinserträge aus dem Privatkundengeschäft sanken im selben Zeitraum um "nur" 240 Millionen Euro.

Ingesamt ist der Gewinn der RBI im Geschäftsjahr 2013 um rund ein Viertel eingebrochen. Im Gegensatz zu den anderen heimischen Großbanken Erste und Bank Austria war dieser Rückgang aber noch vergleichsweise gering.

Für die kommenden Monate wird viel davon abhängen, wie sich die Krim-Krise weiterentwickelt. Die deutliche Abwertung des russischen Rubel und der ukrainischen Währung Hrywnja aufgrund der politischen Spannungen hat in den ersten Monaten 2014 bereits tiefe Spuren in der Kapitalbilanz der RBI hinterlassen. Währungsverluste haben das harte Kapital der Bank von Jänner bis Mitte März im Ausmaß von 280 Millionen Euro geschmälert.

Streit um Rückzahlung

Die Krim-Krise sorgt aber auch für Spannungen zwischen der RBI und der Aufsicht. Mitte Februar hat die Bank bei der Aufsicht die vollständige Rückzahlung der in der Krise gewährten Staatshilfe von 1,75 Milliarden Euro an Partizipationskapital beantragt. Eine geplante Rückzahlung Mitte März wurde der RBI von den Finanzaufsehern aber wegen der Turbulenzen in der Ukraine und Russland nicht erlaubt. Nun erwartet die Bank einen Entscheid bis Mitte August, sagte RBI-Chef Karl Sevelda. Man wolle rasch eine verbindliche Lösung über die Rückzahlungsmodalitäten finden, das sei man Aktionären und Steuerzahlern schuldig. Sollte es keine Einigung geben, könne man sich auch an die Verwaltungsgerichtsbarkeit wenden, hieß es Donnerstag.

Kryptisch äußerte sich Sevelda über die auf Eis liegenden Pläne der Bank, die Töchter in Ungarn und der Ukraine zu verkaufen. Man wolle zuwarten und erst einmal sehen, wie sich die Geschäfte und die politische Lage in beiden Ländern weiterentwickeln, sagte der Manager. Erst dann werde die RBI-Führung entscheiden, ob die beiden Institute weiter zum Verkauf stehen. (szi, DER STANDARD, 28.3.2014)