Der Durchmesser der schmalen Ringe um Chariklo ist etwa viermal so groß wie der des Asteroiden.

Illustration: ESO/Calçada/Kornmesser/Risinger

Rio de Janeiro - Bisher kannte man Ringe nur von wahren Kalibern unter den Planeten: Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun zieren sich damit. Um kleinere Körper hatte man aber keine erwartet, schon gar nicht um Asteroiden. Umso größer war die Überraschung für die Astronomen, die am 3. Juni 2013 Chariklo, einen Asteroiden jenseits des Saturns, beobachteten.

An diesem Tag brachte ihn sein Orbit genau in die Sichtlinie zwischen der Erde und einem Stern im Hintergrund, dessen Licht er daher für einen kurzen Moment verdunkelte: Eine Sternbedeckung oder Okkultation, wie die Astronomen sagen, fand statt.

Da solche Ereignisse sich gut eignen, um Größe und Form von Asteroiden genau zu bestimmen, organisierte Felipe Braga-Ribas vom Observatório Nacional in Rio de Janeiro eine großangelegte Beobachtungskampagne. Was sein Team dabei fand, kam für die Forscher aber völlig unerwartet: Sowohl unmittelbar vor als auch kurz nach der eigentlichen Bedeckung des Sterns kam es zu weiteren Verdunkelungen. Noch etwas anderes hatte sich also dem Sternenlicht in den Weg gestellt.

Dabei handelt es sich um zwei klar begrenzte Ringe mit einer Breite von nur drei beziehungsweise sieben Kilometern, getrennt durch einen Spalt von neun Kilometern Breite, schreiben die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Nature". Chariklo, der selbst nur einen Durchmesser von etwa 250 Kilometern hat, ist damit nun das mit Abstand kleinste bekannte Objekt, das von Ringen umgeben ist.

Was zu deren Entstehung geführt hat, ist jedoch noch unklar. Eine Möglichkeit wäre, dass der Einschlag eines kleineren Objekts Material von Chariklos Oberfläche wegschleuderte, das sich daraufhin ringförmig um ihn verteilte. Auch dieses Objekt selbst könnte dabei zerstört worden sein.

Was die Ringe am Leben erhält, ist ein weiteres Rätsel. Normalerweise sind diese nicht sehr stabil. Sie müssen also entweder sehr jung sein oder durch ein weiteres Objekt stabilisiert werden. Auch beim berühmten Ringträger Saturn sind es sogenannte Hirtenmonde, die die Ringe begrenzen. "Es ist wahrscheinlich, dass Chariklo auch noch einen kleinen Mond hat, der auf seine Entdeckung wartet", sagt Braga-Ribas. (Elisabeth Guggenberger, DER STANDARD, 27.3.2014)