Blick in die Ausstellung "Tools & Accessoires".

Foto: Galerie Mezzanin

Wien - Auf der blauen Krücke hängt eine zwar gnadenlos hässliche, aber harmlose Krawatte mit bunten Gitarren darauf. Das Herrenhalsaccessoire auf dem Bild dahinter hat da schon mehr am Kerbholz: Auf einem bereits Lätzchenausmaße annehmendem Textil zeigt Katrin Plavcak die berühmte, 1884 von van Gogh gemalte Wassermühle in Gennep. Ein echtes Verbrechen ist der Schlafittchenschmeichler, den die transparent dargestellte Sammlergattin Carmen Cervera ihrem Ehemann Baron "Heini" Thyssen-Bornemisza um den Hals gehängt hat, freilich nur geschmackstechnisch. Plavcak geht es dabei vielmehr um den Hinweis auf moralisch verwerfliches Finanzgebaren, das sich mit diesem und anderen Gemälden aus dem Besitz von Thyssens fünfter und letzter Ehefrau verbindet.

Weil die Baronesse die spanische Vermögensteuer auf Kunstwerke nicht zahlen wollte, hat sie 1996 den van Gogh (und auch andere Kunstwerke) durch eine auf einem Offshore-Finanzplatz ansässige Firma kaufen lassen. Diese "Limited" vermachte das Bild dann dem Museum Thyssen-Bornemisza in Madrid als Leihgabe.

Plavcaks nun in der Galerie Mezzanin gezeigte Malerei entstand für einen 2013 in der Kunsthalle der Deutschen Bank in Berlin präsentierten Zyklus, in dem sich die 1970 geborene Künstlerin dezidiert mit Wikileaks und Steueroasen beschäftigt hat. Politisch aktuelle Themen tauchen in ihrer Malerei immer wieder - teils sehr surreal verarbeitet - auf.

Aber stets geht es Plavcak auch um Probleme der Malerei, in der Galerie Mezzanin stehen diese nun im Fokus. Tools & Accessoires heißt die Schau nach den ins Zentrum gerückten Werkzeugen und Stützen der Malerei: Wanderstäbe und erwähnte Krücke sorgen für ein Fortkommen im Schaffen, stehen für Mühsal und den Prozess der Fortbewegung in der Malerei. Auch Musik (Tamburin, Schallplatte) kann Produktivität herstellen. Farblich stellen die Krücken mit den Betonpatscherlsockeln Dialoge zur Malerei rundherum her. Im Nebenraum ist eine bodennahe Stütze, eine Art Haltegriff: "Die Krücke für jene, die schon am Boden liegen?", wollen wir von Plavcak wissen. Sie lacht. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 27.3.2014)