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Im Juni, wenn der zweite Zyklus der Beobachtungen beginnt, sollen 45 der 66 geplanten Antennen einsatzbereit sein.

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Wien - Vor kurzem feierte es seinen ersten Geburtstag: Ein Jahr nach seiner Eröffnung können die Forscher, die am weltgrößten Radioteleskop arbeiten, bereits auf bemerkenswerte Erfolge zurückblicken. Wolfgang Wild, Projektmanager des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA), berichtete am Montag bei seinem Vortrag in Wien vom Fortschritt des laufenden Ausbaus, der parallel zum wissenschaftlichen Betrieb weitergeht.

Obwohl bei der offiziellen Eröffnung im März 2013 nur 16 der insgesamt 66 Antennen einsatzbereit waren, war ALMA bereits damals das leistungsstärkste Radioteleskop der Welt. Schon mit der reduzierten Antennenzahl gelangen bahnbrechende Entdeckungen. So konnte mit ALMA zum Beispiel das mit nur einem Kelvin kälteste Objekt des Universums, der "Bumerangnebel", beobachtet werden. Zudem fand man auch den bisher größten Protostern der Milchstraße. Mittlerweile sind 32 Antennen in Betrieb. Im Juni, wenn der "Zyklus zwei" der Beobachtungen beginnt, sollen es mindestens 45 sein.

Riesige, eigens für ALMA konstruierte Lastwagen nehmen für den Aufbau eine Radioschüssel nach der anderen auf, transportieren sie an die gewünschten Positionen, wo bereits Betonsockel mit Stromanschlüssen bereitstehen. Dort werden die riesigen Schüsseln mit einer Präzision von einem Millimeter Spielraum an die korrekte Stelle gesetzt.

Aber auch während des Betriebes müssen die Positionen der Antennen immer wieder geändert werden. Für verschiedene Aufgabenstellungen sind unterschiedliche Konfigurationen nötig. Das gesamte Array ist daher fast immer in Bewegung. Die Radioteleskope, die sich in einem Bereich mit einem Durchmesser von 16 Kilometer über das Chajnantor-Plateau in der Atacamawüste verteilen, arbeiten dabei wie ein gigantisches Teleskop zusammen.

Dass unter den extremen Bedingungen der Atacama-Wüste nicht alles auf Anhieb perfekt funktionieren kann, leuchtet ein. "Egal welche technischen Bauteile man einkauft: Keine Firma will einem eine Garantie geben, dass ihre Produkte auf 5.000 Meter Seehöhe funktionieren", erzählt Wolfgang Wild. Sogar Festplatten leben auf dieser Höhe deutlich kürzer als sonst, denn nicht nur die Luft ist auf dem Hochplateau dünner, sondern auch der schützende Luftpolster unter der sich drehenden Platte.

Auch mit wiederholten Stromausfällen hatte man bei ALMA zu kämpfen. Das eigens aufgebaute Kraftwerk, das etwa zehn Megawatt an Strom produzieren muss - zirka so viel, wie man benötigen würde, um 20.000 Haushalte zu versorgen -, war den Umweltbedingungen anfangs nicht gewachsen. Zudem zerstörten heftige Regenfälle, wie sie in der Wüste sonst so gut wie nie vorkommen, die Zufahrtsstraßen. Nun sind die Probleme aber gelöst, und der Betrieb ist in vollem Gange.

Das ist gut, denn das Interesse der Forschergemeinschaft an ALMA-Daten ist enorm, wie sich auch bei den Einreichungen für den kommenden Beobachtungszyklus zeigte. In mehr als 1.300 Anträgen wurden von den Astronomen mehr als 7.000 Stunden Beobachtungszeit angefragt. Doch nur 1.700 sind zu vergeben. Auch in Österreich wartet man mit Spannung auf die Entscheidung, denn gleich mehrere Anträge wurden von heimischen Forschern eingereicht. Die Ergebnisse des Auswahlverfahrens sollen Mitte April bekanntgegeben werden. (Elisabeth Guggenberger, DER STANDARD, 26.3.2014)