Eine kämpferische Minderheit versucht wieder einmal, der Mehrheit sprachlichen Unfug aufzudrücken. Wenn das österreichische Normungsinstitut einen Funken an Seriosität aufweist, kann es das Binnen-I nicht gutheißen, und zwar aus zahlreichen Gründen:

Die Verwendung von Großbuchstaben im Wortinnern ist ein Verstoß gegen die Orthografie. Die neue Rechtschreibung ist seit 2006 rechtsverbindlich und sollte beachtet werden. Der Duden hielt daher im Jahr 2011 nochmals unmissverständlich fest: "Die Verwendung des großen I im Wortinnern (Binnen-I) entspricht nicht den Rechtschreibregeln."

Das Binnen-I ist unlesbar. Laut ausgesprochen wird es als Femininum verstanden und führt unweigerlich zu Missverständnissen. Wir sollten jedoch stets schreiben, wie wir sprechen, nicht umgekehrt. Am Anfang war das gesprochene Wort.

Es ist nicht klar, was zum Beispiel das Wort LehrerInnen bedeuten soll: "Lehrerinnen und Lehrer"? Oder etwa "Lehrerinnen oder Lehrer"? Oder einfach nur „Lehrpersonen"?

Wir sollten nur Wörter schreiben, die es auch gibt. Das Wort LehrerIn kann es nicht geben: Denn welchen Artikel sollte es haben? Und was sollte es bedeuten? Und wie sollte zum Beispiel der Genitiv lauten? Selbst ein einfacher Satz wie der folgende funktioniert unter Verwendung des Binnen-I nicht: "Der Arbeitsplatz des Lehrers ist das Klassenzimmer."

Auch der Dativ führt zu Grammatikfehlern. Denn in dem Satz "Wir sollten den Lehrern mehr Freiräume gewähren" fällt bei Verwendung des Binnen-I das "n", das für die Dativbildung im Maskulinum wichtig ist, weg. In der Buchstabenfolge "den LehrerInnen" kann das feminine Suffix ("innen") nicht für das Maskulinum ("den Lehrern") stehen.

Das Binnen-I versagt bei etlichen Personenbezeichnungen, die in der femininen Form einen Umlaut aufweisen oder bei denen der letzte Buchstabe wegfällt: AnwaltIn, KochIn, BiologeIn, JudeIn.

Sowohl die deutsche Bundesregierung als auch die Schweizerische Bundeskanzlei lehnen die Verwendung des Binnen-I in offiziellen Publikationen ab.

Das Binnen-I wird von der erdrückenden Mehrheit der Bevölkerung – darunter von namhaften Feministinnen, wie zum Beispiel Lisa Irmen, Marlis Hellinger und Ute Scheub – abgelehnt. Die meisten Menschen, die es verwenden, fühlen sich durch ungeschriebene Normen oder Vorgesetzte dazu genötigt. (Tomas Kubelik, Leserkommentar, derStandard.at, 25.3.2014)