Dass die Linke bei den Gemeindewahlen in Frankreich Federn lässt, ist keine Überraschung. Pariser Regierungen werden bei Lokalwahlen gerne abgestraft - unter anderem von mehr als drei Millionen Arbeitslosen. Staatschef François Hollande schlägt seit langem alle Unpopularitätsrekorde.

Die bürgerliche Opposition (UMP) legte zwar zu, aber weniger als von ihr erhofft. Zu verdanken hat sie das Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der sich in neue Abhöraffären verstrickt und zunehmend "berlusconisiert".

Nutznießerin ist einmal mehr Marine Le Pen, Chefin des Front National (FN). Ihre Kandidaten erhielten am Sonntag im ersten Wahlgang in mehreren Städten zwischen 40 und 50 Prozent der Stimmen und könnten dort in einer Woche den Bürgermeister stellen.

Viele französische Wähler finden heute nichts mehr dabei, mit dem rechtspopulistischen FN eine einstige "Schmutzpartei" zu wählen. Natürlich sind die Franzosen nicht allesamt Frontisten geworden. Aber solange die übrigen Politiker so unentschlossen, uninspiriert und eigennützig zur Sache gehen, wie sie es derzeit in Paris vormachen, wird Le Pen ihren Marsch auf Paris fortsetzen.

Vor kurzem noch unvorstellbar: Nach der Salon- könnte sie bald einmal Regierungsfähigkeit erringen. Manchmal werden auch Albträume wahr. Man kann nur hoffen, dass Frankreich noch rechtzeitig aufwacht. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 25.3.2014)