Wien - Die Sanktionen der USA und der Europäische Union gegen Russland drücken bereits auf die Handelsbeziehungen. Bis dato treffen sie zwar nur Privatpersonen und einzelne Banken. So warnte die SMP-Bank am Montag vor dem zusehenden Misstrauen von Sparern. Rund 180 Millionen Euro an Sparguthaben seien abgezogen worden, knapp sechs Prozent der Aktiva. Eigentümer des Geldhauses stehen auf der Liste der amerikanischen Strafmaßnahmen. Auch internationale Banken könnten direkt von den Sanktionen getroffen werden, warnen Ökonomen der Deutschen Bank in einer Studie. Demnach sind die österreichischen Institute relativ zur Größe des Finanzplatzes besonders exponiert. Die Forderungen summieren sich auf 12,3 Mrd. Euro. Das entspricht 1,4 Prozent der gesamten Bankenaktiva - mehr als in allen anderen Ländern.

Eine verschärfte Krim-Krise und weiter gefasste Wirtschaftssanktionen könnte aber auch über die Handelsverflechtungen die Realwirtschaft treffen. Wenn Russland weniger österreichische Maschinen importiert, könnte so die heimische Konjunktur einen Dämpfer erfahren. So berichteten am Montag deutsche Industrieverbände, dass Investitionen in Russland auf Eis gelegt werden.

"Überhaupt keine Gefahr für die Konjunktur" ortet aktuell noch Marcus Scheiblecker vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. Österreich exportiert knapp 2,8 Prozent seiner Güter nach Russland, damit zählt das Land zu den zehn wichtigsten Handelspartnern, ist aber nur halb so bedeutsam wie die USA. Von den EU-Staaten führen einzig die baltischen Staaten mehr als zehn Prozent ihrer Güter nach Russland aus, auch Finnland zählt mit 9,9 Prozent zu den exponierten Nationen, so wie Polen mit 5,5 Prozent.

Aber Julian Jessop, Ökonom von Capital Economics in London, betont, dass Westeuropa für einen möglichen Wirtschaftskonflikt mit scharfen Handelssanktionen besser gewappnet sei: "Russland würde einen Wirtschaftskrieg verlieren". Europa sei als Exportmarkt für Russland viel wichtiger als umgekehrt. Kurzfristig könnten weniger Energieimporte - Europa bezieht rund 30 Prozent seines Erdgases aus Russland - aber energieabhängige Branchen treffen. Auch hier wäre Österreich überproportional getroffen, das knapp 62 Prozent seines Gases aus Russland bezieht. (sulu, DER STANDARD, 25.3.2014)