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In Hütteldorf werden gerne Fäuste gereckt. Aus sportiven Anlässen aber auch aus anderen.

Foto: apa/hochmuth

Fortbewegung auf der Autobahn scheint aufs Gemüt zu gehen. Noch mehr vermutlich Stau oder zäher Verkehr. Solcherart genervt kann schon einmal die Logik unter die Räder oder ganz abhandenkommen.

Neulich in Hütteldorf war es wieder so weit. Da machte ich Bekanntschaft mit so einem Zeitgenossen. Wissend, dass von rechts Kommenden der Vorrang (zu) gern genommen wird, wenn weder Hinweisschild noch Ampel montiert ist, ließ ich mich also in alter Tradition auf der Vorrangstraße in die Rechtskurve hinein. Wie das Amen im Gebet kam von links ein mittelgroßes Fahrzeug, das sich - wie hunderte Fahrzeuge vor ihm - auf der Vorrangstraße wähnte.

Unheil mit Ansage

Im Gegensatz zu unsereins, die das Unheil kommen sahen, es genau genommen herausgefordert haben und den Fuß längst vom Gas auf das Bremspedal verlegt hatten (zu irgendwas muss jahrzehntelange Erfahrung ja doch gut sein), reagierte der Lenker nach einer ziemlich langen Schrecksekunde mit einer Vollbremsung. Was (seinen) Scheinwerfer vor Zersplitterung, (seinen) Kotflügel vor Verbeulung und unsere Fahrertür rettete.

Und was tut der gute Mann, anstatt sich zu freuen? Er reagiert wie alle Zeitgenossen, die sich im Recht fühlen, aber eben nicht sind. Er springt aus dem Wagen, fuchtelt mit der Faust Richtung Motorhaube und schreit: "Sie! Können Sie nicht aufpassen?"

Vorfahrtdebatte

Furor gewohnt (auch provokativer Langmut lässt sich trainieren), weise ich auf das Recht auf Vorfahrt hin, das ich auf meiner Seite weiß.

"Aber ich komme ja von der Autobahn!"

"Und ich vom Bahnhof."

Über den Unterschied an Wichtigkeit ließe sich trefflich streiten. Aber das ist eine andere Geschichte. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 21.3.2014)