Fossil eines Saurichthys, eines ein Meter langen Strahlenflossers.

Foto: UZH

Fossil und Lebendrekonstruktion von Askeptosaurus, eines bis zu zwei Meter langen Meeresreptils aus der Trias-Zeit. Seine Verwandtschaft aus der Ordnung der Thalattosaurier konnte sogar über vier Meter lang werden.

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Zürich - Das verheerendste unter den großen Masseaussterbeereignissen der Erdgeschichte fand vor etwa 251 Millionen Jahren statt. 75 Prozent der Arten an Land starben aus, in den Meeren dürften es sogar an die 90 Prozent gewesen sein. Und doch schwang sich das marine Ökosystem nach dieser Beinahe-Tabula-rasa im neuen Zeitalter der Trias erstaunlich schnell wieder zu neuer Vielfalt auf, wie die Universität Zürich berichtet.

Als letztes Glied der Nahrungskette können sich große Raubtiere etablieren - Voraussetzung für sie ist ja die Existenz einigermaßen großer Beute. Und doch zeigen neue Untersuchungen eines schweizerisch-amerikanischen Paläontologen-Teams unter der Leitung von Torsten Scheyer und Carlo Romano von der Uni Zürich, dass auch diese Nische nach der globalen Katastrophe relativ rasch wieder befüllt wurde. Große Raubtiere wie krokodilähnliche Amphibien und später die Vorläufer von Plesiosauriern und Ichthyosauriern gingen in den Ozeanen bereits kurz nach Ende des Massensterbens auf die Jagd.

Fast von Anfang an wieder da

"Die marinen Spitzenprädatoren erholten sich nach dem großen Massensterben, und zwar in einem vergleichsweise sehr kurzen Zeitraum", sagt Scheyer. Die Forscher widersprechen mit ihrer Studie auch der bisherigen Annahme, dass marine Raubtiere von der unteren zur mittleren Trias kontinuierlich größer wurden und so letztlich die Spitzenprädatoren entstanden.

"Wir zeigen jetzt, dass bereits in der frühen Trias Großraubtiere in den Meeren jagten", sagt Romano. "Die Gesamtlänge der Nahrungsketten wurde durch das Massensterben am Ende des Permzeitalters nicht verkürzt, und es zeigte sich auch kein stufenweiser Wiederaufbau der klassischen Nahrungspyramide von der Basis bis zur Spitze", ergänzt Hugo Bucher. 

Neubesetzung eines altbewährten Parts

Um besser zu verstehen, wie Nahrungsnetze funktionierten, müssten nicht nur die Gestalt der Nahrungsnetze, sondern auch die Dynamik, also die Evolutionsraten der beteiligten Arten berücksichtigt werden. Da diese unterschiedlich waren, veränderte sich die Zusammensetzung der Spitzenprädatoren. Dominierten im Perm noch große Raubfische, so mussten sich deren Überlebende in der folgenden Trias die Rolle zunächst mit räuberischen Amphibien teilen.

Rund zwei Millionen Jahre später folgte mit der sogenannten End-Smithian-Krise ein kleineres Aussterbeereignis, das die Karten noch einmal neu mischte: Ab diesem Zeitpunkt erwuchs den großen Raubfischen erstmals neue Konkurrenz durch Meeresreptilien wie Corosaurus und später Askeptosaurus. "Die Rolle der Großräuber bleibt in den Ökosystemen stets gleich, einzig die Akteure ändern im Lauf der Zeit", fasst Scheyer die neuen Resultate zusammen. (red, derStandard.at, 29. 3. 2014)