Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet Wladimir Putin, Herr und Gebieter über immense Gasvorkommen in den Weiten Russlands, den endgültigen Durchbruch der erneuerbaren Energien im anderen Teil Europas besiegeln könnte. Zwar nicht freiwillig, aber kraft seiner Politik. Denn eine Woche nach der De-facto-Abtrennung der Krim von der Ukraine macht man sich im Westen mehr denn je Gedanken, wie die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen gemindert, wenn nicht ganz aufgelöst werden könnte. Und da steht der weitere Ausbau von Wind- und Sonnenenergie neben einem sparsameren Umgang mit der kostbaren Ressource ganz weit oben.

Dabei hat es vor kurzem noch ganz anders ausgesehen. Zu teuer, viel zu schnell, alles nicht koordiniert - so ging der zunehmend lauter vorgetragene Bocksgesang jener Kritiker, die ein Jahrhundertprojekt wie die Energiewende lieber gestern als heute abgebrochen sehen wollten. Diese Gesänge sind, beeinflusst durch den Streit zwischen Russland und der Ukraine, im Moment abgeschwollen.

In einer Übergangsphase müssten nach einem möglichen Stopp der Gasimporte aus Russland wohl mehr Öl und Kohle eingesetzt werden - für das Weltklima ein Graus. Teuer wird es so oder so. Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn alles so käme wie mancherorts vorhergesagt. Aber es wäre zumindest ein schöner Witz - Putin, das Fossil, als Retter der Erneuerbaren. (Günther Strobl, DER STANDARD, 23.3.2014)