Bild nicht mehr verfügbar.

Olympiasieger und Weltmeister Martin Koch hört auf, weil es "vom Schädel her nicht mehr gegangen" wäre.

Foto: APA/Hochmuth

Planica/Wien - "Ich bin nicht böse, dass ich heute nicht mehr auf die Schanze musste", sagte Martin Koch angesichts des Dauerregens in Planica am Sonntag. Tags zuvor hatte der 32-jährige Kärntner seinen letzten Sprung vor größerem Publikum getan, "vor meiner Familie, vor vielen Freuden. Das war emotional ein bisserl brutal. Aber für mich habe ich schon in Harrachov abgeschlossen."

Koch hatte in der Vorwoche in Tschechien seinen 2012 in Vikersund errungenen Vizeweltmeistertitel im Skifliegen nicht mehr verteidigen dürfen. Seine Nominierung für den Wettkampf wäre nach einer völlig verpatzten Saison auch nicht nachvollziehbar gewesen. Ende Jänner in Sapporo, etwas mehr als 16 Jahre nach seinem einschlägigen Debüt, bestritt Koch sein 299. und letztes Weltcupspringen. Fünf, zwischen Jänner 2011 und März 2012, hat er für sich selbst gewonnen, elf mit der Mannschaft, mit der er auch seine größten Erfolge feierte - Olympiasieg 2006 in Turin, sechs Weltmeistertitel, drei davon im Fliegen, seiner Spezialdisziplin.

Mehr wäre nicht mehr möglich gewesen, "denn ich fahre jetzt schon seit drei Jahren ein Notprogramm." Der geschundene Körper war aber nicht der wichtigste Rücktrittsgrund. "Es wäre vom Schädel her nicht mehr gegangen. Für Erfolge muss man zu hundert Prozent bereit sein." Im lange Zeit besten Springerteam der Welt gab es diesbezüglich immer vorbildlichen Ansporn - Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern, mit dem er den Villacher Stützpunkttrainer Heinz Kuttin teilte. Selbst war Koch "nie so ein Alphatier". Koch gab den lockeren, nie um einen Spruch verlegenen Burschen. "Ich habe manchmal den Jungen gezeigt, dass man ein bisserl anders sein und trotzdem mithalten kann."

Für die Stimmung in der Mannschaft war das lange hilfreich. Als die Fassade zu bröckeln begann, als sich das vom wohl scheidenden Erfolgstrainer Alexander Pointner beschworene Wir-Gefühl gar nicht mehr einstellen wollte, konnte Koch auch damit leben. "Ich bin einfach gerne gesprungen - für mich." Ein TV-Spot habe da recht gut gepasst: "Ich war der Mann auf dem Dach, ich musste nicht im Auto drinnen sitzen."

Koch wird sich jetzt seinem Studium widmen, wird es genießen, nicht mehr nach Kuusamo oder Titisee-Neustadt fahren zu müssen. Den Manner-Helm, den er vor 13 Jahren als Erster im Springerzirkus trug, müssen andere zeigen, "aber ich weiß, dass bei Manner die Türen für mich offen sind". Als Trainer sieht sich Koch nicht. "Dafür bin ich zu wenig objektiv oder auch weitsichtig." Das ist fast ein Widerspruch in sich selbst. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 24.3.2014)