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Die Logik der NSA leuchtet ein. Ein weltweit erfolgreiches chinesisches IT-Unternehmen, dessen Gründer Ren Zhengfei lange Jahre für die chinesische Armee tätig war, ist ein natürliches Ziel. Dementsprechend wird Huawei seit Jahren vom US-Geheimdienst ausspioniert, seine Software gestohlen und Computer-Netzwerke seiner Kunden infiltriert. Dies geht aus Unterlagen des Whistleblowers Edward Snowden hervor, die der "Spiegel" nun veröffentlichte.

In Österreich sind Produkte von Huawei bei allen Mobilfunkern, mittelständischen Unternehmen und einer Bank im Einsatz. Auch europäische Telekomriesen wie Vodafone setzen auf chinesische Technik.

USA warnt vor Huawei

In den USA bekommt das Unternehmen keinen Fuß auf den Boden, seit Repräsentantenhaus und Kongress 2011 vor dem Einsatz seiner Produkte warnten. Handfeste Beweise für die Zusammenarbeit mit chinesischen Geheimdiensten wurden allerdings nicht auf den Tisch gelegt.

Nun stellt sich die Frage, ob die Spione der NSA diese Beweise doch gefunden haben könnten. Wenn ja, hat man kritische Infrastruktur seiner Verbündeten und Freunde bewusst unter chinesischen Einfluss stellen lassen. Wenn nicht, dann nutzt  die USA ihr weltumspannendes Spionagesystem auch für wirtschaftliche Interessen. Vielleicht werden weitere Snowden-Enthüllungen eine Antwort liefern.

Statt den Kopf in den Sand zu stecken, sollte die EU ein No-Spy-Abkommen mit den USA anstreben. Eine Vereinbarung, die gegenseitiges Ausspionieren untersagt oder in enge Grenzen steckt, könnte verlorenes Vertrauen wieder herstellen und die EU besser vor Wirtschaftsspionage schützen.

Europäische Cloud

Dringend benötigt werden europäische Unternehmen, die Programme und Telekom-Infrastruktur via Internet, sogenannte Cloud-Lösungen, anbieten. Derzeit wird dieses florierende Geschäftsfeld US-Unternehmen überlassen, die aufgrund von Antiterrorgesetzen Daten ihrer Kunden aushändigen müssen. Dabei ist das Wissen zweifelsfrei vorhanden. Die Marktführer Amazon und Google nutzen für ihre Cloud-Angebote auch Open-Source-Software aus Wien. All das zeigt, dass Europa seine IT-Industrie stärker fördern muss. (Markus Sulzbacher, derStandard.at, 23.3.2014)