Carsharing ...

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... das Wanderwegenetz ...

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... Gemeinschaftsgärten ...

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... Plattformen wie Airbnb: Güter und Leistungen sollen für mehr Menschen zugänglich sein.

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Ben und Anna besitzen kein Auto, mit dem sie auf Urlaub fahren. Sie haben kein Ferienhaus am See. Sie besitzen auch keinen Garten, haben keine Bücherschränke mit breiter Literaturauswahl. Trotzdem nutzen sie all diese Dinge. Über Carsharing borgen sie sich ein Auto aus. Über die Plattform Airbnb suchen sie die Unterkunft für den Urlaub. Ihr Gemüse pflanzen sie im Gemeinschaftsbeet an, und Bücher borgen sie sich im Bücherkasten an der nächsten Kreuzung aus.

Von jeher tauschen Leute Güter und helfen einander gegenseitig aus. Die Grazer Autorin Brigitte Kratzwald ist Vertreterin der sogenannten Commons-Bewegung und erklärt: "Ein Apfel kann schwer ein Commons sein. Wenn ich ihn esse, dann ist er weg, und er kann nie wieder gegessen werden. Aber der Apfelbaum kann ein Commons sein, von dem viele profitieren." Commons sind Kratzwalds Definition zufolge Vereinbarungen darüber, wie Menschen mit Dingen umgehen wollen. Fast alles kann ein Commons sein: Wissen genauso wie eine Software oder eine Maschine, die sich Menschen teilen. Restbestände gibt es beispielsweise noch im Forstrecht: "Wir dürfen immer noch alle Wege im Wald benutzen und Früchte für den Eigenbedarf sammeln. Wanderwege werden von Ehrenamtlichen gepflegt."

Wirtschaftliche Notwendigkeit und soziale Kontakte

Die Bewegung erhielt in den letzten Jahren einen neuen Aufschwung. Kratzwald führt das auf die Wirtschaftskrise und die Unzufriedenheit vieler Menschen zurück. Sie müssen sparen oder wollen wissen, woher das Essen kommt. Sie genießen die sozialen Kontakte zu ihren Nachbarn, seit sie Beet an Beet in der Erde graben. Selbes gilt für Nutzer von Couchsurfing oder Mitfahrzentralen, die diese nutzen, weil sie Leute kennenlernen. Auch der technologische Fortschritt spielt eine Rolle. Quellcodes werden ins Netz gestellt, damit diese von Dritten weiterentwickelt werden.

Hier setzt auch die Plattform Ouishare aus Frankreich an, die das Prinzip der Share-Economy verfolgt. Die Macher kommen aus der Entrepreneurs- bzw. Programmiererszene. Wie bei der Commons-Bewegung geht es nicht mehr nur um kollaborativen Konsum, sondern auch um kollaborative Produktion, etwa in Bereichen, die mit Open Data zu tun haben. "Viel wichtiger als der Besitz ist die Nutzungsmöglichkeit", sagt Mitarbeiter Thomas Doennebrink. Carsharing ist das klassische Beispiel. "Das Auto gehört mir zwar nicht, aber wenn ich es brauche, kann ich es jederzeit nutzen, ohne dass ich die negativen Folgen habe, die mit dem Besitz zusammenhängen."

Kritik an Konzernen

Natürlich gibt es jene, die mit Share-Economy Geld machen. Doennebrink sieht kaum Gefahren für Missbrauch: "Verkauft man etwas auf Ebay, erhält man Bewertungen." Kritik übt Kratzwald, weil große Konzerne aufspringen. Als Beispiel nennt sie Autohersteller, die Tools für Carsharing einbauen. "Das hat mit der ursprünglichen Ermächtigungsidee nichts mehr zu tun."

Das Online-Portal Airbnb, über das man weltweit Unterkünfte suchen kann, ist mittlerweile mehr als zehn Milliarden Dollar wert, berichtet das Wall Street Journal. Es finanziert sich, indem es eine Vermittlungsprovision verlangt. (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 22.3.2014)