Wo die größten Herausforderungen liegen.

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Wunsch und Wirklichkeit, besser vielleicht Slogan und Arbeitsalltag, klaffen in Unternehmen offenbar weltweit auseinander. Und das bereitet Führungskräften und Personalverantwortlichen auch ziemliche Sorgen: Nur 13 Prozent glauben, dass sie in puncto Führungskräfte-Entwicklung derzeit gut aufgestellt sind. Gar 66 Prozent sind überzeugt, dass sie keine guten Leadership-Angebote für die Generation der Millennials haben, und mehr als die Hälfte hat wenig Vertrauen in die hauseigenen Nachfolgeprogramme.

So weit ein Ergebnis der "Global Human Capital Trends 2014" aus dem Beraterhaus Deloitte, einer der größten Studien global zu diesem Thema mit 2500 befragten Topmanagern und Personalverantwortlichen in 90 Ländern. Mehr als ein Drittel der Führungskräfte bekennt da auch offen, Schwierigkeiten dabei zu haben, die Ziele von Mitarbeitern und die Ziele des Unternehmens in Einklang zu bringen. Vier von zehn Befragten sehen ihre Firma nicht gut gerüstet, um Mitarbeiter in Sachen Balance zwischen Beruf und Privatleben zu unterstützen.

Wo Handlungsbedarf gesehen wird

Nicht einmal einer von zehn Befragten glaubt, dass mit den Arbeitsbedingungen alles o. k. ist - eine 24-7-Arbeitsatmosphäre überfordert Mitarbeiter, zehrt die Motivation auf: Dagegen Maßnahmen zu setzen, Arbeitsbedingungen wieder zu vereinfachen, gehört laut Studie zu den wichtigsten fünf Themenfeldern, in denen Handlungsbedarf gesehen wird.

Wie breit der Spagat zwischen Soll und Haben ist, zeigt, dass zwar 86 Prozent Führung als wichtig oder dringend einstufen, aber nur 13 Prozent sagen, ihr Unternehmen bringe auch tatsächlich "Global Leaders" hervor. "Building global leadership" steht weltweit auf der dringlichen Handlungsliste aber unangefochten an der Spitze. Die Studienautoren erklären das mit dem Druck der Globalisierung, dem Tempo der technologischen Weiterentwicklung, der kurzen Halbwertszeit von Skills bei gleichzeitig permanenter Wissensvermehrung plus geänderten Ansprüchen aus den Belegschaften, Stichwort neue Generationen.

Eine große Kluft tut sich beim Thema neue Lernmethoden, offenen E-Learning-Plattformen auf: Für 70 Prozent "wichtig", aber nur sechs Prozent der Firmen bieten das auch an.

Soziale Medien

Interessant, dass 64 Prozent angeben, sich der Social Media im Recruiting zu bedienen, 54 Prozent aber "nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen". Und: HR glaubt überwiegend nicht an viele Segnungen aus Big Data - nur sieben Prozent sehen sich in der Lage, große Datenmengen zu analysieren und daraus konkrete Maßnahmen abzuleiten.

Mehr Schlagwort als Wirklichkeit scheint auch beim Diversity-&-Inclusion-Thema zu herrschen: Natürlich setzen sich alle für Diversität ein. Nur 20 Prozent geben allerdings an, Nutzen aus einer facettenreichen Belegschaft zu ziehen.

Angesichts der global ermittelten To-do-Liste mit gleichzeitiger Selbsteinschätzung, wie weit man zu den Themen bereits sei, tritt riesiger Anpassungsbedarf hervor.

Flexibel, mobil und anspruchsvoll

Deloitte-Partnerin Gundi Wentner: "Die Herausforderung für die meisten Unternehmen liegt darin, dass sie auf die großen Veränderungen in der Arbeitswelt nicht vorbereitet sind." Herkömmliche Führungs- und Personalmanagementmethoden seien angesichts der demografischen und technologischen Entwicklungen nicht ausreichend.

Organisationen des 21. Jahrhunderts seien geprägt von Mitarbeitern, die flexibel, mobil und anspruchsvoll wie noch nie sind, sie sind internationaler, vernetzter und auch volatiler und kompetitiver als je zuvor, so Wentner zu den Bedingungen. Bleibe nur "rasche Umstellung". (Karin Bauer, DER STANDARD, 15.16.3.2014)