Kopfüber auf Spurensuche der eigenen Identität: Akram Khan tanzt beim Bregenzer Frühling.

Foto: Richard Haughton

Bregenz - Im Rahmen des Bregenzer Frühlings tanzt heute, Freitag, im Festspielhaus der berühmte Brite Akram Khan mit seinem abendfüllenden Solo für große Bühne Desh an.

Der Choreograf - er hat vor zwei Jahren an selber Stelle seine Gruppenarbeit Vertical Road präsentiert - stammt aus einer bengalischen Einwandererfamilie und ist im Londoner Stadtteil Wembley aufgewachsen.

Desh bedeutet "Heimatland" und trägt autobiografische Züge. Khan geht darin seiner migrantischen Identität nach. Lange kannte er das Land seiner Herkunft nur aus Erzählungen. Trotzdem war er bereits als Schüler begeisterter Kathak-Tänzer. Mit zarten 14 Jahren erhielt Khan eine Rolle in Peter Brooks' Theaterereignis Mabharata. Seine eigene Company gründete er im Jahr 2000 als 26-Jähriger, und von da an legte er eine steile Karriere hin.

Nach einem Jahrzehnt wurde dem Choreografen die Fahrt nach Bangladesch zur Notwendigkeit. Der Lärm und das Chaos auf den Straßen, die vielen Menschen, deren Armut und harte Arbeit beeindruckten den Künstler.

Mit Desh wendet er sich den tragischen und komischen Seiten des Landes seiner Vorfahren zu sowie den Spuren, die dessen Kultur in ihm hinterlassen hat. Das Verhältnis zum emigrierten Papa, der ihm ein Verständnis von seiner Herkunftskultur vermitteln wollte, war kompliziert. Und so musste Khan die Vaterfigur in eine lebende Comicfigur übersetzen, um sie darstellen zu können.

Im Bühnendesign von Tim Yip, dessen Ausstattung des Films Crouching Tiger, Hidden Dragon oscarhonoriert ist, und zur Musik von Jocelyn Pook erzählt er in starken Bildern von einem durch zwei Kulturen geprägten Leben. Ein sinnliches Erlebnis, trotz einiger Schlenker in Richtung Kitsch und Klischee. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 21.3.2014)