Gute Vorträge und talentierte Redner bleiben lange in Erinnerung. Vielleicht auch, weil es
beides nicht zuhauf gibt.

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Die gute Rede möchte von langer Hand geplant sein. Manche beginnen bereits sechs Monate vor dem Tag X mit ersten Vorbereitungen. Zeitlicher Luxus, den sich vielleicht wenige leisten können, der sich aber rechnet, so die Experten in Sachen guter Rede. Die besten Reden sollen nämlich jene sein, die auswendig gelernt werden, die den Zuhörern als bilderreiche Geschichten vorgetragen werden. Nur dann bleiben sie auch in Erinnerung - die Inhalte und die Redner gleichermaßen. Je nach Begabung sollte man also entsprechend lang üben, Herzblut und Gehirnschmalz in die Rede fließen lassen.

Aber selbst mit ausreichend Übung, kann so allerhand schief gehen. Meist dann, wenn das Ego der Speaker den vorzutragenden Inhalten und Anliegen den Weg aufs Rednerpult verstellen. Die Harvard Business Review zählt hierzu zehn Reden-Killer auf, die garantiert jeden Zuhörer in tiefe Verzweiflung stürtzen:

  • Verwenden Sie möglichst viel Zeit dafür, das eigentliche Thema zu erklären.
  • Sprechen Sie langsam und möglichst dramatisch. Warum denn auch nur sprechen, wenn predigen ebenso möglich ist?
  • Lassen Sie die Zuhörer an Ihrer Bedeutsamkeit teilhaben.
  • Falls Sie ein Buch geschrieben haben, erwähnen Sie es bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Noch besser: Zitieren Sie sich selbst daraus - auch möglichst oft.
  • Packen Sie so viel Information wie möglich auf Ihre Präsentationsunterlagen. Den verbleibenden Weißraum unbedingt mit Bildern vollstellen.
  • Verwenden Sie in jedem Fall möglichst viele unverständliche technische Termini - das lässt Sie intelligent und überlegen wirken.
  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um über die Geschichte Ihres Unternehmens und seine glorreichen Erfolge zu erzählen.
  • Machen Sie sich im Vorfeld über die Länge Ihres Vortrages keinen Kopf. Der dauert, so lang er dauert.
  • Sagen Sie Ihre Rede in jedem Fall so auf, dass die Zuhörer mitbekommen, dass Sie diese fleißig auswendig gelernt haben.
  • Vermeiden Sie unter allen Umständen jeden Augenkontakt mit dem Publikum.

Wie es besser gehen kann, dafür haben die Experten selbstredend auch Rat: das Wichtigste sei das "framing" - den Inhalten, die angebracht werden wollen, einen klaren Rahmen zu geben. Dann können Reden auch wie Geschichten vorgetragen werden - zu viele Daten bleiben meist nicht haften und langweilen die Zuhörer meist schon nach kurzer Zeit. Eine kurze Darstellung des Problems, an dem gearbeitet wird und das Ziel, das man versucht zu verfolgen, stellt eher eine Verbindung zwischen Redner und Publikum dar als vermeintlich Faktenreiches.

Anfang und Ende müssen klar sein

Versierte Redner stellen das Thema, die Ausgangslage möglichst rasch dar und erklären, warum ihnen die Lösung einer bestimmten Sache ein Anliegen ist. Die so transportierte Emotion hole den Zuhörer ab. Denn nur das überzeugte Publikum ist ein dankbares und aufmerksames. Die Inhalte sollten nicht zu breit angelegt sein - ein kleiner Ausschnitt eines Projektes, das stellvertretend für das "große Ganze" dargestellt werden kann, sei ideal. Und: Nur nicht zu viel Zeit dafür verwenden über die Organisation oder das Unternehmen zu sprechen - das seien absolute "downer".

Wenn also die Inhalte und der Rahmen des Vortrages festgelegt sind, stellt sich die Frage nach der Form des Vortragens, die je nach Zeitressourcen und Talenten gewählt werden möchte. Meist werden drei Möglichkeiten vorgeschlagen: 

  1. Vortragen mittels Skriptum oder Telepromter: Davon raten viele Profis ab. Zum einen schaffe das Gerät "in der Mitte" zu große Distanz zum Publikum. Zum anderen verleite ein Teleprompter zum Ablesen. Das Publikum weiß und sieht das sofort - schnell wird aus einer Rede eine Lesung. Das reißt keine Menschen mit.
  2. Folien bzw. Stichwortzettel: eine Methode, die sich bewährt habe - die Rede ist bestenfalls gut eingeübt, die Stichworte dienen als Gedächtnisstütze, helfen unter Umständen bei aufkommender Nervosität.
  3. Die auswendig gelernte Rede: Eine von den meisten Vortragsprofis empfohlene Form - allerdings auch die weitaus aufwendigste. 

Und noch was: Auf der Bühne oder am Rednerpult Nervosität zu zeigen, sei nichts Schlechtes. Im Gegenteil, so die Experten: Das Publikum könne eine solche Situation gut nachvollziehen, mehr noch, es erwarte sogar ein stückweit Nervosität - allzu Menschliches verbindet eben auch, während "extreme Souveränität" schnell nerven kann. (Heidi Aichinger, derStandard.at, 20.3.2014)