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Angehörige werden unter wütenden Protesten aus dem Konferenzraum gebracht.

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Das Flugzeug ist seit zwölf Tagen verschollen. Die Kritik an Malaysia wird immer lauter.

Foto: AP/Wong Maye-E

Peking/Kuala Lumpur - Malaysische Ermittler haben einen US-Medienbericht dementiert, wonach die Kursänderung des verschwundenen Flugzeugs schon vor der Pilotenabmeldung in den Bordcomputer eingegeben war. Die zeitliche Ablauf sei falsch, sagte Azharuddin Abdul Rahman, Chef der zivilen Luftfahrtbehörde Malaysias, am Mittwoch in Kuala Lumpur.

Der US-Sender NBC hatte unter Berufung auf Ermittler berichtet, die Kursänderung des Fluges MH370 sei im Cockpit programmiert gewesen, bevor Copilot Fariq Abdul Hamid sich um 1.19 Uhr mit "Alright, good night" abgemeldet habe. Vergangene Woche hatten Medien schon Tage vor der offiziellen Bestätigung berichtet, Militärradar habe die Kehrtwende des Flugzeugs aufgefangen. Das hatten die Malaysier zunächst dementiert. Auch die Information, dass das Flugzeug nach dem letzten Kontakt noch stundenlang weiterflog, erschien Tage vor der Bestätigung durch die Ermittler in der Presse.

Daten gelöscht

Auf dem privaten Flugsimulator des Piloten der verschwundenen Maschine wurden offenbar am 3. Februar Daten gelöscht. Das sagte Polizeichef Khalid Abu Bakar am Mittwoch in Kuala Lumpur. Es werde versucht, die Daten wiederherzustellen. Verkehrsminister Hishammuddin Hussein betonte: "Alle Crew-Mitglieder, einschließlich der Piloten, sind unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist."

Chinesische Angehörige und Freunde der Insassen versuchten am Mittwoch laut protestierend, die Pressekonferenz in Kuala Lumpur zu stürmen. Sie verlangten Informationen. Ordner drängten sie ab und brachten sie in einen geschützten Raum.

Suche weiterhin ergebnislos

In dem riesigen Suchgebiet im Indischen Ozean haben die Australier mit Seeaufklärern auch am Mittwoch keine Spur der verschwundenen Boeing gefunden. Schiffe in der Region hätten ebenfalls Ausschau gehalten und kein verdächtiges Material gesichtet, berichtete die Behörde für Meeressicherheit am Mittwoch. Auch aus dem anderen Suchkorridor nordwestlich von Malaysia wurde keine Sichtung gemeldet. Es gebe keinen Hinweis, dass das Flugzeug in den chinesischen Luftraum eingedrungen sei, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Hong Lei, am Mittwoch.

"Ich kann bestätigen, dass wir (neues) Radarmaterial haben", sagte der Minister. "Aber ich bin nicht befugt, solche Informationen zu veröffentlichen." Nach seinen Angaben haben bis auf Russland und die Ukraine alle Länder ihre Landsleute überprüft und keine verdächtigen Hinweise gefunden.

Hussein verwarf auch Berichte von Fischern vor den Malediven, die angeblich ein tief fliegendes Flugzeug gesichtet hatten. Auch das Militär der Malediven widersprach am Mittwoch diesen Berichten. Weder die Radarstationen des Militärs noch Flughäfen hätten einen derartigen Hinweis aufgefangen, erklärten die Streitkräfte.

China verschärft Kritik an Malaysia

China legte unterdessen in seiner scharfen Kritik an den malaysischen Ermittlungs- und Kommunikationsmethoden nach. "Es ist bekannt, dass ungenaue oder zumindest unvollständige Informationen dazu geführt haben, dass die anfängliche Suche im Südchinesischen Meer ins Leere lief und kostbare Zeit vergeudet wurde", hieß es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua, den Zeitungen am Mittwoch druckten.

Wegen mangelnder Transparenz seien intensive Bemühungen verpufft und viele Gerüchte aufgekommen. "Es gibt keine Entschuldigung, die gleichen Fehler zu wiederholen." Informationen dürften nicht aus Gründen der nationalen Sicherheit unter Verschluss gehalten werden, sondern müssten zumindest unter den Beteiligten ausgetauscht werden. 

Versicherung zahlt bereits

Die Allianz-Versicherung begann unterdessen mit der Auszahlung der Versicherungssumme für den verschollenen Flug. Das teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Versicherungskreise meldete, soll die Auszahlung sowohl an die Fluggesellschaft als auch an die Angehörigen der Insassen bereits in dieser Woche abgeschlossen werden. Die Allianz ist der führende Versicherer der Boeing 777-200ER.

Nach unbestätigten Angaben liegt die komplette Versicherungssumme der Zeitung zufolge bei 100 Millionen Dollar (72 Millionen Euro). Wie viel davon die Allianz übernehme, sei unklar. Sollte jedoch tatsächlich ein Terrorakt für das Verschwinden verantwortlich gewesen sein, müsse ein anderer Versicherer für den Schaden aufkommen, hieß es in dem Bericht.

Feuer naheliegendste Erklärung

Die Boeing mit 239 Menschen an Bord ist seit dem 8. März verschollen. Die Maschine war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf mehrere Möglichkeiten: Sabotage, Entführung, Terrorakt oder Selbsttötung eines der Piloten.

In einem vielbeachteten Eintrag auf Google+ geht ein erfahrener Pilot davon aus, dass anstelle dieser an Verschwörungstheorien grenzender Erklärungen sehr wahrscheinlich ein Brand an Bord für das Verschwinden des Flugzeugs verantwortlich war. Es könnte zuerst die Kommunikationsmittel stillgelegt und dann zum Absturz der Maschine ins Meer auf dem Weg zum nächstgelegenen Flughafen in Pulau Langkawi geführt haben. "Man wird es entlang dieser Route finden - woanders zu suchen ist zwecklos", schrieb Chris Goodfellow in dem von wired.com aufgegriffenen Artikel. (APA/red, derStandard.at, 19.3.2014)