Ob und wann die U5 kommt, ist unklar.

Foto: Lechner

Der geplante Ausbau.

Grafik: Der Standard

Wien - Seit Monaten bewegt der mögliche Bau der neuen U-Bahn-Linie 5 die Wiener Stadtregierung. Vor allem die SPÖ mit Finanzstadträtin Renate Brauner an vorderster Front drängt auf den Bau. Dabei ist noch gar nicht klar, wohin die Reise der neuen U-Bahn gehen soll - und ob und wie das teure Projekt überhaupt finanziert werden kann.

Nach Informationen des STANDARD wird derzeit ein interessantes Stück Papier zwischen Rot und Grün verhandelt. Es sieht mögliche Varianten des Neubaus der U5 und der Verlängerung der U2 in den Süden vor (siehe Grafik). Dabei soll die U5 von der Station Rathaus in der ersten Ausbaustufe entweder über die Lazarettgasse zur Alser Straße oder etwas weiter nördlich zum Allgemeinen Krankenhaus (AKH) geführt werden. Im Süden übernimmt die U5 die Streckenführung der bisherigen U2 bis Karlsplatz.

Im Gegenzug soll die U2 ab der Station Rathaus Richtung Süden einen neuen Verlauf bekommen. Vorgesehen sind die Stationen Neubaugasse (mit Umsteigemöglichkeit zur U3) und Pilgramgasse, wo bereits die U4 verkehrt. Unklar ist aber, wohin die neue U2 danach fahren soll.

Im internen Papier gibt es drei verschiedene Varianten: Eine führt zur U6-Station Philadelphiabrücke und damit zum Bahnhof Meidling, eine steuert die S-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz an, eine hat den Hauptbahnhof als Ziel im Visier.

Fix ist nur, dass alle projektierten Linienführungen unterirdisch sind und im dicht verbauten Gebiet eine Stange Geld kosten. Für die Variante der U5 via Alser Straße zum Elterleinplatz sowie die Südverlängerung der U2 bis zur Philadelphiabrücke haben Verkehrsexperten etwa Kosten von 1,9 Milliarden Euro errechnet. Das wäre um einiges mehr, als Stadt und Bund derzeit als potenzielle Manövriermasse zur Verfügung haben. Denn paktiert sind dank eines 2007 unterschriebenen Vertrags über den Südausbau der U2 nur etwa 700 Millionen Euro. Die Kosten teilen sich, wie beim U-Bahn-Ausbau bisher üblich, Stadt und Bund jeweils fifty-fifty.

Selbst wenn auch Gelder, die ursprünglich für den Endausbau der U1 in Richtung Rothneusiedl reserviert waren, umgeschichtet werden, dürfte noch einiges zum U5/U2-Projekt fehlen. Die Verlängerung der U1 bis Oberlaa kostet rund 600 Millionen Euro und damit etwa 200 Millionen weniger als die Variante in Richtung Rothneusiedl. Die U1-Eröffnung mit fünf neuen Stationen ist übrigens für das Jahr 2017 geplant.

Während die SPÖ das U5/U2-Linienkreuz favorisiert, würden die Grünen lieber in den Ausbau von Schnell- und Straßenbahnen investieren. Die Argumente des Juniorpartners: Der Ausbau und die Verdichtung von S-Bahn- und Straßenbahnlinien wäre weitaus kostengünstiger. Zudem hätten die Bewohner in der wachsenden Stadt schneller etwas davon. Die U5/U2 dürfte, sollten die Verhandlungen zu einem positiven Abschluss geführt werden, laut Verkehrsexperten wohl erst ab 2029 verkehrswirksam sein.

Ob der Bund nach dem Debakel rund um die Hypo gewillt ist, zusätzliches Geld für die Wiener U-Bahn lockerzumachen, ist mehr als fraglich. Realistisch könnte daher ein Rumpfausbau der U5 in den Norden sowie ein Kurzausbau der U2 Richtung Süden werden. Erste Vorgespräche mit dem Bund hat es laut dem Büro von Finanzstadträtin Brauner bereits gegeben. Bis zum Sommer will man das Projekt auf Schiene gebracht haben. (David Krutzler, DER STANDARD, 18.3.2014)