Die Kleinen wollen durchs volle Programm Prinzessinnenhölle durch.

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Und manche setzen auch später noch auf Rosa: Sarah Jessica Parker vor wenigen Wochen in New York.

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Mit Farbprognosen ist das so eine Sache. Kaum eine trifft nämlich ins Schwarze. Schönes Beispiel: Die Vorhersagen der Firma Pantone. Pantone hat diesmal ein strahlendes Lila, genannt "Radiant Orchid", zur Farbe des Jahres gekürt. Irgendwie aber scheint dem Orchideenton der echte Durchbruch nicht zu glücken, denn bisher stiehlt ihm das Rosa die Show. Richtig, genau das banale Rosa, dem aufgeklärte Mütter so gerne den Kampf ansagen und jener verhasste Lillifee–Farbton, der seit einem Jahrzehnt Einzug in die Mädchenzimmer hält – komme, was wolle.

Lillifee sei "das Raffinierteste und Hinterhältigste, was die Industrie in den vergangenen Jahren ersonnen hat, um kleine Mädchen zu Konsumgören zu deformieren", stänkerte vor wenigen Jahren ein männlicher Autor für Alice Schwarzers Magazin "Emma". Geändert hat das wenig. Da mag es so mancher Mutter die Gea-Schuhe ausziehen, aber: Die lieben Kleinen wollen da durch, durchs volle Programm Prinzessinnenhölle.

Rosa nimmt so schnell kein Ende

Und wer bisher dachte, dieser manipulative Lillifee-Quatsch, zu nichts anderem als dem Geld-aus-der-Tasche-Ziehen gut, sei als Teenager gegessen, muss jetzt eines besseren belehrt werden. Das mit dem Rosa nimmt so schnell kein Ende: Gerade gilt es auch bei denen, die längst dem Kinderzimmer entwachsen sind, als die Farbe der Stunde. Für alle die, die jetzt vom Glauben abfallen, gibt es aber eine gute Nachricht: Verrüscht und verglitzert kommt das Rosa überhaupt nicht daher. Eher ziemlich sachlich, mit der aufgekratzten Lillifee und ihrem Zauberstab scheint das alles auf den ersten Blick wenig zu tun zu haben.

Rosa wird 2014 in der Regel abgetönt und sieht in Gegenwart anderer Pastelltöne ab und an sogar erwachsen aus. Das Faszinierende aber ist: Das mit dem Rosa endet neuerdings nicht am Mantelsaum, sondern greift über auf Raufasertapeten und Beistelltische, das wurde vor wenigen Wochen sogar auf der Möbelmesse Ambiente in Frankfurt resümiert. Sachlich und ein bisschen süß, ganz wie die Einrichtungsvorschläge des dänischen Möbelherstellers Hay, die nicht zuletzt auf den Modeblogs rauf- und runtergebloggt werden. Aber ob all die rosa Mäntel, die sich modeaffine Frauen wie beim angesagten französischen Modelabel Carven reihenweise über die Schultern werfen, Kuschelbedürfnisse signalisieren? Das darf gerne debattiert werden. Womöglich ist Prinzessin Lillifee ja doch gefährlich nah. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 18.3.2014)

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