Der britische UNO-Botschafter Sir Emyr Jones Parry machte klar, dass seine Regierung auf ein Votum des Rates unmittelbar nach der geplanten Beratungsrunde an diesem Mittwoch hoffe. Es sei zwar möglich, dass sich das Gremium nicht zu einem Konsens durchringen könne, räumte Jones Parry ein, aber es seien auch nur neun Ja-Stimmen erforderlich. Doch Frankreich pocht unter indirekter Androhung eines Vetos auf mehr Zeit für den Abschluss seiner Verhandlungen mit Libyen, wie am Dienstag aus diplomatischen Kreisen bekannt wurde.
Paris verlangt eine "gerechte Wiedergutmachung" für alle Opfer libyscher Flugzeugattentate und will mehr Geld zur Wiedergutmachung des Bombenanschlags aushandeln, der ein französisches Passagierflugzeug über Afrika zerstört hatte. Bei dem Attentat auf den Flug UTA 772 von Brazzaville nach Paris im Jahr 1989 waren 170 Menschen gestorben. Ihren Hinterbliebenen hatte Libyen in der Vergangenheit 33 Millionen Dollar (29,5 Mio. Euro) - oder im Durchschnitt 195.000 Dollar pro Opfer - gezahlt.
Dagegen willigte die libysche Regierung jetzt im Gegenzug für die Aufhebung der Sanktionen ein, den Hinterbliebenen der 270 überwiegend amerikanischen Todesopfer des Flugzeuganschlags über dem schottischen Lockerbie eine Milliarden-Entschädigung zu zahlen. Ihr zufolge sollen die Familien der Lockerbie-Opfer 2,7 Milliarden Dollar - oder jeweils fünf bis zehn Millionen Dollar - erhalten.