Salzburg – Der Festspielsommer in Salzburg hat seinen Zenit bereits überschritten und Präsidentin Helga Rabl-Stadler ist voll des Glücks. Nicht nur angesichts der Finanzlage (Rekordeinnahmen), sondern auch der Produktionen wegen, selbst wenn manche höchst kontroversiell aufgenommen werden: Michael Thalheimers Woyzeck findet sie nachgerade ergreifend, Die Entführung aus dem Serail werde 2004 wieder aufgenommen: "Wir halten an Stefan Herheims Konzept eines Work in Progress fest."

Und auch dem Red-Bull- Event am Freitag mit der Eröffnung des Hangars 7 kann Helga Rabl-Stadler nur Positives abgewinnen. Denn das Helikopter-Streichquartett ist eigentlich ein Auftragswerk der Festspiele, dessen Uraufführung an den Kosten scheiterte. Dietrich Mateschitz lässt sich allein diesen Programmpunkt 200.000 Euro kosten. Ein schöneres Geschenk könne man Karlheinz Stockhausen, der am 22. August Geburtstag feiert, nicht machen.

Die Gedanken des Direktoriums kreisen aber bereits um das Jahr 2006. "Ich fände es reizvoll, wenn es gelänge, alle Werke von Mozart zur Aufführung zu bringen", sagt die Präsidentin. Josef Hussek, der künstlerische Betriebsdirektor, hatte zwar erhebliche Zweifel an der Machbarkeit geäußert, aber es wird nicht mehr seine Aufgabe sein, das Mammutprojekt auf die Bühnen zu wuchten: Im August 2004 wechselt er als Chef an die Hamburgische Staatsoper.

Die Festspiele haben nun Evamaria Wieser verpflichtet, die bereits von 1991 bis 2001, also in der Ära Mortier, die Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros war. Sie wird bereits ab November für die Festspiele tätig sein – und weiß, worauf sie sich einlässt.

Rabl-Stadler bleibt daher gelassen – auch was die Finanzierung anbelangt. Denn vielleicht erfüllt Alberto Vilar doch noch seinen Vertrag. Der Mäzen hatte sich 1999 verpflichtet, in mehren Tranchen 6,5 Millionen Euro zu überweisen. Bisher erhielten die Festspiele deren drei Millionen: Aufgrund der in den Keller gefallenen Aktienkurse stellte Vilar seine Zahlungen ein. Ein Gespräch im Oktober dürfte Klarheit bringen.

2006 soll es auch das Japangastspiel geben: Die Festspiele beabsichtigen, wie berichtet, die Wiener Philharmoniker unter Nikolaus Harnoncourt mit der Mozart-Oper Le nozze di Figaro, die nun doch Martin Kusej inszenieren wird, zu entsenden. Staatsoperndirektor Ioan Holender spricht von Konkurrenzierung und legt sich nach wie vor quer, was Rabl-Stadler nicht verstehen kann. Denn die Philharmoniker befinden sich zum geplanten Termin ohnedies in Japan. Clemens Hellsberg, der Vorstand, bestätigt die Konzertreise und ist auch gerne zu Gesprächen bereit. Einmischen will er sich aber nicht. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2003)