Struzls Freunde sind nicht Haiders Freunde.

montage: derstandard.at
Klagenfurt/Wien - Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider will die Aufsichtsratsentscheidung im Fall des Voestalpine-Chefs Franz Struzl strafrechtlich überprüfen.

Der Aufsichtsrat habe Generaldirektor Struzl im Zusammenhang mit seinen Aktienspekulationen "gedeckt" und sei daher "mitverantwortlich". Haider: "Die haben dem einen Persilschein ausgestellt. Deshalb bin ich der Meinung, dass sie sich an einem schweren, strafbaren Verhalten mitschuldig gemacht haben, das die gesamte ÖIAG erfasst." In diesem Fall offenkundigen Insiderhandels zeige sich, dass "modernes Ganoventum in den österreichischen Staatsbetrieben möglich" sei.

Kein "Kavaliersdelikt"

Wie berichtet, hat Voest-Chef Struzl vor einem Jahr kurz vor der Übernahme der VA-Eisenbahnsysteme durch sein Unternehmen durch eine Aktienspekulation viel Geld verdient. Einer Anklage wegen Insiderhandels entkam er nur durch eine Bußgeldzahlung sowie die Spende seiner Gewinne. Struzl selbst bestritt bisher den Insiderhandel, die Staatsanwaltschaft bestätigte das Insidervergehen.

In anderen Ländern wäre ein solcher Aktiendeal nicht wie ein "Kavaliersdelikt" behandelt worden, meinte Haider. Daher solle die Rolle des Aufsichtsratspräsidiums, aber auch der ÖIAG-Vertreter im Aufsichtsrat, genau durchleuchtet werden, so Haider.

"Augiasstall"

Haider will daher Justizminister Dieter Böhmdorfer "motivieren", die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Die sollte aufgrund der Faktenlage von sich aus tätig werden, meint Haider: "Strutzl hat ja selbst zugegeben, dass er Insiderwissen benutzt hat, um Gewinn zu machen." Für den Fall, dass der Justizminister die Staatsanwaltschaft nicht zum Einschreiten bewegen könne, will Haider selbst Strafanzeige erstatten. Sollte sich ein strafrechtlich relevanter Tatbestand herausstellen, so müsse der "Augiasstall" Aufsichtsrat "ausgemistet", sprich ausgewechselt werden.

Eine Entscheidung über einen möglichen Rücktritt von Voestalpine-Chef Franz Struzl (DER STANDARD berichtete) soll offenbar noch diese Woche fallen. "Ich kann bestätigen, dass Struzl über einen Rücktritt nachdenkt, und wir werden die endgültige Entscheidung Anfang dieser Woche fällen", so zitierte Bloomberg Aufsichtsratspräsident Rudolf Streicher am Montag. (red/DER STANDARD Print-Ausgabe, 19.8.2003)