Moretti: Nationalstaat und EU sind "Gegner" Tirols
Star-Schauspieler Tobias Moretti übt scharfe Kritik an Regierung: Habe es versäumt die Interessen "Tirols" einzufordern
Redaktion
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Alpbach - Als "Gegner" Tirols sieht der Schauspieler und
Biolandwirt Tobias Moretti den Nationalstaat Österreich und die EU.
Österreich habe "versäumt, unsere (Tirols, Anm.) Interessen
einzufordern und sich fortwährend als Musterschüler im vorauseilenden
Gehorsam präsentiert". Die EU genüge sich darin, "eine vom
Hochkapital politisch manipulierte Bürokratie zu sein", sagte
Moretti, der derzeit als Teufel und guter Gesell im "Jedermann" der
Salzburger Festspiele auf der Bühne steht, am Sonntagabend in einer
Abschlussrede zum "Tiroltag" des Europäischen Forum Alpbach.
Die Gesellschaft verrenne sich derzeit auf der einen Seite "in
einen sozialistisch inspirierten zentralistischen Bürokratismus". Auf
der anderen Seite habe man "die Zusammenbrüche im Osten als Beweis
der Überlegenheit unseres Systems gedeutet" und fröne "seitdem einem
ungebremsten Volldampf-Kapitalismus" und "einer nicht einmal
verschämten Egomanie". Beides zusammen, meint Moretti, führe zu
"einem gnadenlosen Abbruch aller Traditionen und der Kultur".
"Keimzelle des globalen Verantwortungsgefühls" sei "die regionale
Verantwortung", betonte der Schauspieler. Seiner Ansicht nach dürfe
sich Tirol "nicht treiben lassen, von den Dingen, die ihm
aufgezwungen werden". Das Land dürfe sich "die Entscheidung nicht aus
der Hand nehmen lassen", gab sich Moretti am Forum tendenziell
föderalistisch.
Kritik übte er auch an der, wie er sagte, "Elite, die derzeit
unser Leben bestimmt". Moretti spricht von "Verkündern einer neuen
Ordnung", die nichts weiter seien "als die Erhalter eines Systems,
das sie selber nicht begreifen". Er fühle sich "bedroht durch die
schleichende Entwicklung, die "in kleinsten Schritten vollzogen"
werde, "die sich im Verborgenen addieren und die wir erst in der
Rückschau als irreparablen Bruch erkennen werden", fürchtet Moretti.
An Tirol selbst kritisiert der Schauspieler vor allem die
Vermarktung der "Marke Alpenraum". Die "touristische Industrie"
reduziere die Tiroler Lebenskultur auf ihren Freizeitwert und dessen
Gewinnträchtigkeit. Die "Lebenskultur" werde "zu Gunsten des
unbegrenzten Wachstums der Einnahmen zerstört". Den Freizeitwert, den
Tirol heute vermarkte, werde es dadurch schon morgen nicht mehr
geben. "Der wirtschaftliche Wohlstand, den wir daraus gewinnen, wird
schon uns nicht überleben, geschweige denn unsere Kinder", warnt
Moretti.(APA)
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