Horvath beklagt Sexismus und eine problematische Firmenkultur bei Github.

Foto: Julie Ann Horvath

Schwere Anschuldigungen erhebt eine Entwicklerin gegen das Hosting-Startup Github. Julie Ann Horvath, in der Community auch als "nrrrdcore" bekannt, erhebt schwere Anschuldigungen gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber. Sie beklagt Mobbing und Sexismus in einer zunehmend ungesünderen Firmenkultur.

Als sie 2012 zum Unternehmen stieß, sei man dort generell noch sehr freundlich zu Frauen gewesen. Als einzige Frau im Entwicklerteam hatte sie es jedoch trotzdem schwer, sich an den teils aggressiven Kommunikationsstil zu gewöhnen und hatte bald das Gefühl, dass ihre männlichen Mitarbeiter ihre Meinung nicht respektieren würden, schildert sie gegenüber Techcrunch.

Sie versuchte sich anzupassen, fühlte sich aber weiterhin an ihrem Geschlecht gemessen und nicht an der Qualität ihrer Arbeit. Der Umgang von Kollegen mit den Werken von weiblichen Mitarbeitern sei ein "ernstes Problem" gewesen. Obwohl das Unternehmen mehr Frauen ins Team holte, hatte sich Horvath nie willkommen gefühlt.

Seltsames Treffen

Dazu folgte ein Konflikt mit der Ehefrau eines Mitgründers. Diese soll ihr erklärt haben, wie sie die Entscheidungen ihres Mannes beeinflusse und Macht ausübe, in dem sie die Personalpolitik bestimme und "Spione" im Unternehmen habe. Sie gab auch an, Zugriff auf private Chatnachrichten zu haben, die eigentlich nur für die jeweiligen Mitarbeiter selbst einsichtig seien. Eine Situation, die Horvath als "völlig verrückt" bezeichnete.

Sie vertraute sich ihrem Freund an, der ebenfalls und nach wie vor bei Github arbeitet. Dieser führte ein Gespräch mit der Frau des Gründers, die einwilligte, Horvath künftig in Ruhe zu lassen. Kurz darauf wurden er und seine Freundin von der Personalabteilung zu den Treffen befragt. Etwas später tauchte die Frau des Gründers im Unternehmen auf und begann, Horvath mit passiv-aggressivem Verhalten einzuschüchtern, in dem sie sich einfach nahe ihr hinsetzte und sie anstarrte.

Es folgte ein Treffen mit dem besagten Gründer und der Personalabteilung, der sie ihrer Aussage nach zurechtwies, als Lügnerin bezeichnete und kritisierte, dass sie eine Beziehung zu einem Mitarbeiter habe. In einem ähnlichen Gespräch mit ihrem Partner soll er dessen Kündigung verlangt haben.

Gekränkter Verehrer

Zusätzlich sollen Probleme mit einem anderen Kollegen aus dem Unternehmen begonnen haben. Dieser soll nach zurückgewiesenen Avancen begonnen haben, von Horvath beigesteuerten Code ohne irgendeiner Kennzeichnung aus Projekten zu entfernen. Dazu sei sein Verhalten gegenüber weiblichen Angestellten, insebsondere jenen die er als "Möglichkeit" sehe, "widerlich".

Horvath versuchte, mit der Initiative "Passion Projects" durch die Hervorhebung der Leistungen verschiedener Entwicklerinnen ein besseres Klima zu schaffen, jedoch änderte sich an der Situation bei Github nichts. Die Besuche der Frau des Gründers – die nicht bei Github beschäftigt ist - begannen wieder und hörten auch nicht auf, nachdem dieser in einem weiteren Treffen zusicherte, dass sie künftig von zu Hause arbeiten würde.

Hula-Hoop

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war jedoch ein anderes Ereignis. Zwei Mitarbeiterinnen tanzten im Büro mit Hula-Hoop-Reifen zu Musik, während sich auf der Bank ihnen gegenüber eine Schar männlicher Zuseher versammelte, die die beiden "angaffte". Eine Szene, die Horvath an einen "Stripclub" erinnerte. Darauf angesprochen, sahen die Mitarbeiter jedoch kein Problem.

Nachdem sie mit der Personalabteilung eine kurzfristige Beendigung ihres Dienstverhältnisses vereinbart hatte, landete schließlich eine Nachricht im internen Social Network mit dem Titel "Selbsternannte Königin von GitHub verlässt ihren Thron. Die Massen jubeln", obwohl ihre Kündigung zu diesem Zeitpunkt noch unter Geheimhaltung war. Dies soll schließlich der Grund gewesen sein, wieso sie, die Github lange als frauenfreundliches Unternehmen verteidigt hatte, nun die Vorfälle öffentlich gemacht hat.

Github leitet Untersuchung ein

Mittlerweile hat sich das Unternehmen zu den Anschuldigungen zu Wort gemeldet. Mitgründer und CEO Chris Wanstrath erklärt, er sei "tief betroffen" von den Entwicklungen, wolle sich persönlich bei Horvath entschuldigen und kündigte Maßnahmen an.

Eine "umfassende Untersuchung" habe begonnen, der von Horvath beschuldigte Mitarbeiter als auch der in der Kritik stehende Mitgründer seien beurlaubt worden. Die Frau des Mitgründers dürfe das Büro nicht mehr betreten. Er betont, dass Github in den vergangenen zwei Jahren stark gewachsen sei. Im Januar habe man neue, erfahrene Führungskräfte in der Personalabteilung installiert, um diese Herausforderung zu meistern.

Github wurde 2008 gegründet und hat nach eigenen Angaben mittlerweile über 3,5 Millionen Nutzer. Das Unternehmen, dessen Logo "Octocat" eine Mischung aus Katze und Tintenfisch darstellt, verdient Geld mit privaten Hostingangeboten  für Entwickler und einer Auftragsbörse. 2012 konnte die Firma 100 Millionen Dollar an Risikokapital lukrieren. (red, derStandard.at, 17.03.2014)