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Bald nicht mehr unter Aufsicht der USA.

Foto: AP/Hales

Die US-Regierung will die Kontrolle über die Internet-Adressverwaltung Icann abgeben. Die Organisation ist eine für das Internet zentrale Organisation, die Domainnamen und Adressen verwaltet.

Das Handelsministerium in Washington kündigte am Freitag an, die Aufsicht über die Icann im September 2015 aufzugeben. Dann läuft ein entsprechender Vertrag aus.

Schon seit langem gibt es Bedenken, dass die US-Regierung die Kontrolle über das Internet hat. Diese wurden durch die Ausspähaktionen der NSA und anderer Geheimdienste verstärkt. Andere Staaten klagen, dass der Vertrag des Ministeriums mit der Icann den USA einen einzigartigen Einfluss auf das Web verschafft, der für zahlreiche Zwecke genutzt werden könnte.

Die Icann, kurz für Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, verwaltet eine Reihe technischer Funktionen wie etwa IP-Adressen und das Domain-System, die als Wegweiser für die Computer fungieren, die richtigen Server und Webseiten anzusteuern.

Andere Staaten fürchten Einfluss der USA

Die Obama-Regierung will eine neue Aufsichtsstruktur schaffen, die frei vom Einfluss einzelner Länder ist, aber auch von überstaatlichen Organisationen wie der Internationalen Fernmelde-Union, die zu den Vereinten Nationen gehört. Das neue Modell müsse verschiedene Kriterien erfüllen, das wichtigste sei jedoch die Unabhängigkeit von staatlichem Einfluss. Zudem sollen die Sicherheit und Stabilität des Internets und die Verhinderung von Zensur gewährleistet sein.

Die Auswirkungen dieses Schritts sind unklar, weil sich das Handelsministerium ohnehin nicht in das tägliche Geschäft der Icann einmischt. Andere Länder fürchten aber, dass die USA ihre Macht nutzen könnten, um bestimmte Webseiten zu blockieren, etwa wegen Urheberrechtsverstößen oder Verbindungen zu Terroristen. Mit der Reform der Icann-Aufsicht soll mehr Transparenz über die Kernstruktur des Internets geschaffen werden.

Bis 1998 wurde die Icann von dem Internet-Pionier John Postel, einem Informatiker an der University of Southern California, geleitet. Nach Postels Tod übernahm das Handelsministerium seine Aufgaben durch einen Vertrag. Die Icann ist seitdem die wichtigste Organisation, die die Vergabe von Domains und Adressen regelt. (Gautham Nagesh, WSJ.de/derStandard.at, 15.03.2014)