Washington/Wien - Alle Wege führen nach Washington. Wer aktuell die Angst vieler Investoren um die Schwellenländer verstehen will, muss sich auch die Geldpolitik der US-Notenbank Fed ansehen. Janet Yellen, seit Februar Fed-Chefin, ist derzeit damit beschäftigt, die milliardenschweren Anleihenkäufe der Notenbanken zu drosseln. Statt 85 Milliarden Dollar an Staats- und Immobilienpapieren wurden zunächst noch 75, aktuell 65 Mrd. Dollar pro Monat gekauft. Wenn das Wirtschaftswachstum auf Kurs bleibt - 2014 soll die US-Wirtschaft Schätzungen zufolge um knapp drei Prozent wachsen - und die Arbeitslosigkeit weiter fällt, könnte weiter gedrosselt werden. "Tapering" heißt die Reduktion geldpolitischer Stimulierung.

Doch was hat die US-Notenbank mit Schwellenländern zu schaffen? Die Antwort gibt Staffan Lindfeldt, Leiter für Globale Schwellenländeraktien bei Barings Asset Management: "Tapering war der Trigger für viele Schwellenländer-Probleme." Jahrelang hätten einige Länder davon profitiert, dass die überschüssige Liquidität in den USA in ihre Wirtschaften geflossen ist. Doch weniger frische Dollars von der Fed heißt auch weniger Stimulus für Schwellenländer.

Dass die Fed weniger Anleihen kauft, hat bei Notenbankgouverneuren in Indien und Südafrika für Verstimmungen gesorgt. Rajan Raghuram, ehemaliger Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds und Chef der Reserve Bank of India, verlangte wiederholt eine bessere Koordination globaler Geldpolitik. Doch er stößt nach wie vor auf taube Ohren. Yellen betonte jüngst, dass sie nur die Lage der US-Wirtschaft bei der Geldpolitik erwägt.

"Die Fed wird die Probleme der Schwellenländer ignorieren", erwartet der Ökonom Dario Perkins von Lombard Street Research. Denn bis dato zeichnet sich nicht ab, dass die Schwellenländerkrise auch die US-Wirtschaft ausbremst. Erst dann würde aber auch für Fed-Chefin Yellen das Tapering zur Debatte stehen, glaubt Perkins. (sulu, DER STANDARD, 14.3.2014)