Bregenz/Wien – Wissen, was ein Aufsichtsrat zu tun hat und Bilanzen lesen können, das sollte ein ORF-Stiftungsrat aus Sicht des Vorarlberger Landeshauptmanns Markus Wallner (ÖVP). Am Freitag gab er bekannt, wem er das zutraut: Alfred Geismayr, Partner der RTG, Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei in Dornbirn und Partner von PricewaterhouseCoopers in Vorarlberg. Wallner sagte bei der Gelegenheit aber auch, was er von Geismayr im Stiftungsrat erwartet.
Er sei überzeugt, dass Geismayr die Interessen des Landes hervorragend vertreten werde, zitiert ihn die APA. Und Geismayr selbst kündigt das auch gleich an: "Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung im Finanzbereich kann ich einiges an Know-how einbringen und die Interessen von Vorarlberg entsprechend wahrnehmen."
Diese Interessen und ihrer Wahrnehmung im Stiftungsrat widerspricht nur dem ORF-Gesetz, erinnert Dieter Bornemann, Vorsitzender des Redakteursrats: Sie "verkennen die Aufgabe von ORF-Stiftungsräten", sagt Bornemann im Gespräch mit dem STANDARD. Stiftungsräte sind laut Gesetz "an keine Aufträge und Weisungen gebunden"; sie haben dort allein im Sinne des ORF und seines Gesetzesauftrags zu handeln.
Die RTG besteht seit einem halben Jahrhundert, wurde über Jahrzehnte vom früheren ÖVP-Landesrat Elmar Rümmele geführt. Geismayr ist Jurist und Betriebswirt. Er folgt als Stiftungsrat dem früheren Finanz-Großprüfer Edelbert Meusburger, gegen den ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs läuft. (jub, derStandard.at, 14.3.2014)