Wiesen. Saalfelden. Nickelsdorf. Ulrichsberg: Festivals für Jazz und improvisierte Musik abseits der urbanen Zentren haben in Österreich seit den 1970ern Tradition. Seit 2001 fügt sich St. Johann in Tirol in diese Reihe ein, mit 8700 Einwohnern auch keine echte Metropole - wiewohl die Anzahl der Menschen in der unweit von Kitzbühel gelegenen Marktgemeinde in der Winterzeit sprunghaft anzusteigen pflegt. Die Initiative Musik Kultur St. Johann in Tirol versteht ihre Arbeit denn auch als klingenden Widerhaken im touristischen Getriebe.

Das Programm gipfelt einmal jährlich im Festival Artacts, in dessen Rahmen Hans Oberlechner und sein Team heuer verschiedene Welten der freien Improvisation interagieren lassen: Da sind jene MusikerInnen, die sich aus der zeitgenössischen Komposition der spontanen Klangerzeugung nähern, wie das in Wien beheimatete Flöten-Duo Bernadette Zeilinger / Angelina Ertl. Da sind die Vertreter der europäischen Improvisationsmusik, deren Wurzeln teils noch im Jazz liegen, etwa das slowenische Trio Drasler/ Drasler/Karlovcec (14. 3.).

Und dann gibt es jene, in deren Musik phasenweise noch die Flamme des Free Jazz lodert, auch wenn sie im Quintett des New Yorker Trompeters Nate Wooley (19. 3.) mit Erfahrungen aus Noise und Abstraktion bereichert wird. Spannende Kombinationen dieser Ästhetiken sind natürlich ebenso zu erleben: Etwa wenn sich die steirische Pianistin Elisabeth Harnik und der oberösterreichische Gitarrist Gigi Gratt mit den beiden Chicagoern Dave Rempis und Tim Daisy kurzschließen (16. 3.). Oder in der niederländisch-amerikanischen All-Star-Band The Whammies (15. 3.), die die Musik von Sopransaxofonisten-Genius Steve Lacy neu beleuchtet. Mit dabei jener Mann, in dessen Händen regelmäßig auch Mobiliar und Immobiliar Klangutensil zu werden verstehen: Schlagzeuger Han Bennink. (felb, DER STANDARD, 14.3.2014)