In medizinaler Dosierung durchaus genusstauglich, in 85-Kilogramm-Mengen ein Fall für die Polizei.

Foto: derStandard.at/ped

Kaum dass man zart den Frühling riechen kann, stinkt der rüpelhafte Bärlauch schon dazwischen. Ein Waldspaziergang bestätigt die Vorahnung aufs Schrecklichste. Dass hier kein Missverständnis aufkommt: In medizinaler Dosierung, von einem großen Koch gehandhabt, kann das unheilvoll fäulerte Unkraut durchaus Genussfähigkeit entwickeln. Aber als derbes Pesto, als miachtelnde Suppe, rülpsduftiges Püree gar? Bitte nicht. 

"Eigenbedarf" von 85 Kilogramm

Wobei selbst dezidierte Bärlauch-Verweigerer nicht so weit gehen würden wie jene Denunzianten, die der Polizei im deutschen Salzgitter vergangene Woche zwei Wildsammler-Familien anzeigten, welche dem Stinkblatt mit preußischer Gründlichkeit zu Leibe rückten. Bei der Anhaltung hatten die Herrschaften nicht weniger als 85 Kilo Bärlauch gesammelt, was die stolzen Polizisten glatt dazu bewog, zwecks Foto vor ihrer Beute in Position zu gehen - ganz so, als ob es sich um bewusstseinserweiternde Substanzen handelte.

Nun kann man zwar argumentieren, dass die Sammler samt ihrem Gut - laut Protokoll soll es für "Eigenbedarf" eingesackelt worden sein - eine nicht zu unterschätzende olfaktorische Gefährdung für die Umwelt darstellen. Darauf mit Kriminalisierung zu antworten, wirkt aber ein bissl gar forsch - schließlich gibt es, bei aller Reserviertheit dem Bärlauch gegenüber, schon ganz anderes, das stinkt im Land. (Severin Corti, DER STANDARD, 8.3.2014)