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Wer ein Argument für das Pfuschen sucht: 35 Prozent der so erbrachten Arbeiten würden in der offiziellen Wirtschaft zu regulären Preisen gar nicht erst nachgefragt.

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Linz/Wien – Die Eurobarometer-Umfrage ist schon einige Jahre her, im Ergebnis würde sich vielleicht heute nicht viel Anderes ergeben: Wenn es um das Finanzamt geht, ist es mit dem Unrechtsbewusstsein der Österreicher nicht so weit her. In der europaweiten Umfrage gab 2007 fast eine halbe Million Österreicher unumwunden Pfuschen zu - deutlich mehr als im EU-Schnitt. Auch was die Frage der Akzeptanz von Steuerhinterziehung betraf: In kaum einem anderen Land war diese damals weniger verpönt. 

In Zahlen gefasst sieht das in den letzten Jahren so aus: Durch Pfusch, Steuerhinterziehung und Sozialbetrug sind dem österreichischen Fiskus und den Sozialversicherungsträgern von 2011 bis 2013 rund 5,9 Milliarden Euro bzw. 4,67 Prozent der gesamten Einnahmen an Steuern und Sozialabgaben durch die Lappen gegangen hat Professor Friedrich Schneider vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität (JKU) ausgerechnet.

Durch Pfusch entgingen dem Staat Steuern und Sozialversicherungsbeiträge in der Höhe 2,96 Milliarden Euro. Klassische Steuerhinterziehung brachte den Fiskus um 1,86 Milliarden Euro. Durch Sozialbetrug entstanden 1,1 Milliarden Euro Kosten.

Nebenerwerbs-Pfuscher unterwegs

65 Prozent der Wertschöpfung aus der Schattenwirtschaft kommen von den sogenannten Nebenerwerbs-Pfuschern - laut Schneider zwischen 900.000 und 1,1 Millionen Personen in Österreich. Das sind Leute, die einen offiziellen Job - teils als Selbstständiger, teils als Beschäftigter - haben, aber zusätzlich "schwarze" Überstunden machen. Der Rest verteilt sich zu ähnlich großen Prozentsätzen auf die organisierte Kriminalität, die vor allem in den Zweigen Prostitution und Bau aktiv ist, sowie auf Arbeitslose beziehungsweise Frühpensionisten. Was es zu bedenken gilt: 35 Prozent der im Pfusch erbrachten Arbeiten würden in der offiziellen Wirtschaft zu regulären Preisen gar nicht erst nachgefragt, so Schneider. 65 Prozent schon, allerdings durch Eigenleistungen ergänzt.

Gewinner und Verlierer sind also beim Pfusch wesentlich schwieriger auszumachen als beim klassischen Steuerbetrug, meint auch Schneider: Beispielsweise würden von schwarz erbrachten Sozial- oder Pflegeleistungen viele Leute profitieren, die sich diese Dienste anders nicht leisten könnten. Aber auch Institutionen in der offiziellen Wirtschaft, die diese Leistungen dann nicht mehr erbringen müssen, hätten Vorteile. (APA/red, derStandard.at, 10.3.2014)