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Die Nada im Belagerungszustand, als 2010 Olympiasieger Christian Hoffmann zur Befragung vorgeladen wurde.

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25 Jahre WWW

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"Am Anfang war ich überfordert", sagt Beate Schrott, Hürdensprinterin, Olympia-Achte von London 2012. Die Niederösterreicherin ist eine von rund 1000 Personen in Österreich, die das Online-Meldesystem Adams (Antidoping Administration und Management System) nutzt. "Ich dachte mir: 'Wie soll ich jetzt wissen, wo ich in drei Monaten bin?'"

Über eine Web-Datenbank müssen Spitzensportler ihre künftigen Aufenthaltsorte eintragen – bis zu drei Monate im Vorhinein. Während einer via Adams eingetragenen Stunde pro Tag (zwischen 6 und 23 Uhr), muss Schrott für eine Dopingkontrolle an einem bestimmten Ort anzutreffen sein.

Für Österreichs Antidoping-Agentur Nada, bei der die Meldungen der heimischen Sportler zusammenlaufen, bedeutet Adams eine wesentliche Arbeitserleichterung. "Die Informationen sind jederzeit abrufbar. Anders wäre ein modernes Dopingkontrollsystem nicht möglich", sagt Michael Mader, Leiter des Dopingkontrollsystems der Nada.

Ende der Zettelwirtschaft

2005 führte die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) Adams ein. In Österreich wurde es von 2006 an Schritt für Schritt eingesetzt. Adams' Vorgänger war quasi die Zettelwirtschaft. Bis dahin mussten die Sportler ihre Aufenthaltsorte in Formblätter eintragen und per Fax an die Antidoping-Agentur übermitteln. "Vom Zeitaufwand her ist Adams keine Verschlechterung für die Sportler", sagt Mader. Verpflichtend ist die Nutzung von Adams für Österreichs Spitzensportler nicht. Aber die meisten verwenden das Web-System, das seit kurzem auch als Handy-App verfügbar ist. Mader: "Wir haben noch ein, zwei Sportler, die uns ein Excel-Sheet schicken." Bei der Nada müssen diese Daten dann eben in die Datenbank übertragen werden.

Zwei A4-Seiten dienen als Anleitung für die Anwendung von Adams. "Wer es genauer wissen will, kann sich auch ein 80-seitiges Handbuch durchlesen" , sagt Mader. Zugriff auf die eingetragenen Daten haben der nationale und der internationale Fachverband, die Nada und die Wada. Im Mai 2009 verbesserte die Wada die Datenschutzstandards, nachdem die EU diese massiv kritisiert hatte. An der Meldepflicht für die Sportler wurde allerdings nichts geändert. Peter Schaar, Bundesbeauftragter für Datenschutz in Deutschland, verglich Adams mit der elektronischen Fußfessel. Noch hat die Wada die Kritiker nicht besänftigt.

Beate Schrott kommt mit Adams mittlerweile klar. Sie gibt ihren Aufenthaltsort grundsätzlich mit zu Hause an, wenn sie es noch nicht besser weiß. Die Angaben ändern kann sie kurzfristig. "Jeden Abend vor dem Schlafengehen checke ich die Daten." (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 8.3.2014)