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Gefürchtet: Krim-Premier Aksjonow

Foto: APA/EPA/Shvarts

Ein Mann der hohen Diplomatie ist Sergej Aksjonow nicht, das musste nicht nur der Sondervermittler der Vereinten Nationen, Robert Serry, erfahren, der bei seinem Vermittlungsversuch auf der Krim von Aksjonows sogenannter Bürgerwehr bedroht und kurzerhand hinausgeworfen wurde. Der 41-Jährige mit den quadratischen Gesichtszügen und dem militärischen Kurzhaarschnitt ist eher eine politische Dampfwalze.

Ohne Rücksicht auf Verluste hat er innerhalb kürzester Zeit die Krim unter Kontrolle gebracht. Schon seine Einsetzung erinnerte an einen Handstreich. Als das Parlament, der Oberste Sowjet, am 27. Februar in Simferopol unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammenkam, waren Bewaffnete in dem Gebäude. Die alte Regierung um den Janukowitsch-Getreuen Anatoli Mogiljew wurde ausgehebelt und durch den Chef der Moskau-treuen Partei Russische Einheit ersetzt. Zur besseren Illustration: Aksjonows Partei hatte bei den letzten Wahlen gerade einmal vier Prozent bekommen. Gestützt wurde er durch eine Gruppe von Abgeordneten um den Parlamentschef und dubiosen Bauunternehmer Wladimir Konstantinow.

Auch über Aksjonow gibt es Berichte betreffend seine Nähe zur Unterwelt. "Vor drei Wochen hätte Ihnen noch jeder auf der Krim erzählt, dass Aksjonow ein Bandit ist", sagt ein Unternehmer vor Ort. Inzwischen gibt es keine Kritik mehr. Die einen unterstützen Aksjonow auf einer Welle des Hurra-Patriotismus, andere haben schlicht Angst. Auch der Unternehmer will lieber anonym bleiben.

Aksjonow lehnt den Dialog mit Kiew rundweg ab. Seine Mission ist der Anschluss der Krim an Russland. Dafür verspricht der ehemalige Politoffizier den Bewohnern der Halbinsel das Blaue vom Himmel, stößt Drohungen gegenüber seinen Gegnern aus und presst mit aller Macht und Eile das Referendum durch. Aksjonow ist klar, dass dessen Erfolgschancen nach einer Ernüchterung der Bevölkerung deutlich sinken würden.

Doch mit der Hilfe Russlands scheint sein Sieg garantiert. Er könnte dann Staatschef oder Gouverneur werden - es sei denn, der örtliche Geheimdienst nimmt ihn im letzten Moment fest. Ein entsprechender Befehl aus Kiew liegt vor, intern heißt es, die Vorbereitungen zur Festnahme liefen schon. (ab/DER STANDARD, 7.3.2014)