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Die Autorin hat ihren Semesterplan auf die Vereinbarkeit von Studium und Familie abgeklopft.

Foto: APA/Kinderbüro Uni Wien/Schedl

Der Frauentag naht! Auch aus diesem Anlass möchte ich meinen Semesterplan einmal dezidiert auf die Vereinbarkeit von Studium und Familie abklopfen. Von der Vereinbarkeit mit dem Beruf ganz zu schweigen. Nehmen wir einmal an, eine Alleinerzieherin, zum Beispiel ich, möchte das alles unter einen Hut bringen. Geht sich das aus?

Stichwort E-Learning

Dank der neuen technologischen Möglichkeiten – Stichwort E-Learning – müssen Studierende heute ja nicht mehr zu jeder Lehrveranstaltung persönlich hinrennen. War auch schon vor 20 Jahren nicht notwendig, stimmt. Musste man sich da aber aufwendig Mitschriften oder raubkopierte Skripten besorgen, wird einem das heute in vielen Fällen gratis und online zur Verfügung gestellt.

Ich mache die Probe aufs Exempel: Ich gebe ins elektronische Vorlesungsverzeichnis "Softwarearchitekturen" und E-Learning ein und bekomme "Basistexte der Anthropologie und Ethik" angeboten – auf der Katholischen Theologie. Ups! Das mache ich dann in meinem nächsten Studium. Suche ich Softwarearchitekturen und U-Stream, manche Lehrveranstaltungen werden ja jetzt gestreamt, werde ich leider auch nicht fündig.

Bleibt nur noch hinzugehen

Da bleibt nur noch hingehen, zumindest manchmal. Die Vorlesung findet von 16.45 bis 18.15 Uhr statt, das ist mit einem Teenager zu Hause machbar, mit einem Kleinkind und ohne Partner/Opa/Au-pair als Backup unmöglich. Für die dazugehörige Übung werden immerhin sechs Gruppen an sechs verschiedenen Terminen angeboten. Das geht sich aus, wenn man früh genug dran ist und in die Gruppe seiner Wahl kommt.

Für "Human-Computer-Interaction und Psycholgie" gibt es drei Gruppen. Die Lehrveranstaltung dauert mehr als drei Stunden, dafür muss ich mit An- und Abreise zur Uni also gut einen Halbtag einrechnen. Die Vorlesung zu "Datenanalyse und Statistik" findet von 18.30 bis 20 Uhr statt, da esse ich mit meinem Kind zu Abend. Um spätestens 21 Uhr sollte das nämlich ins Bett. Wird also nichts. Die dazugehörige Übung gibt es aber elternfreundlich schon ab 8 bis 9.30 Uhr, man ist ja früh auf den Beinen mit einem Schulkind. Geht dieses allerdings noch nicht allein zur Schule, sondern muss gebracht werden, ist das eine unmögliche Zeit beziehungsweise stetes Zuspätkommen vorprogrammiert. Cum tempore gibt es ja leider nicht mehr an den meisten Instituten.

Süß und voll retro

Was das Streamingangebot betrifft, ist das Institut für Informatik sehr gut vertreten: Die in der STEOP vorgeschriebene Einführung und vier weitere Lehrveranstaltungen werden gestreamt (die Streamingangebote werden übrigens mit einem Filmstreifen als Symbol versehen, das ist süß und voll retro) – damit bietet die Informatik mehr an als viele andere Institute, aber in Anbetracht des Gesamtangebots ist das immer noch wenig. Leider ist in diesem Semester nichts für mich dabei. In den allermeisten Fällen bin ich also auf die Anwesenheiten an der Uni zurückgeworfen, was ja besonders bei Übungen auch sinnvoll ist.

Mit einem Baby, Kindergarten- oder Volksschulkind, so mein Fazit, wäre mein Programm für dieses Sommersemster als Alleinerzieherin jedenfalls nicht zu schaffen, allein schon von den angebotenen Zeiten her. Das Lern- und Arbeitspensum steht dann noch auf einem anderen Blatt. (Tanja Paar, derStandard.at, 6.3.2014)