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Nicolas Sarkozy hat Erklärungsbedarf.

Foto: APA/EPA/Buimovitch

Es ist mehr als eine Enthüllung - es ist eine regelrechte Entlarvung. Das Satireblatt Le Canard Enchaîné hat am Mittwoch Gesprächsmitschnitte aus dem Elysée-Palast veröffentlicht, die Ex-Präsident Nicolas Sarkozy in einem bedenklichen Licht erscheinen lassen. Sein Berater Patrick Buisson machte, ohne jemanden in Kenntnis zu setzen, stundenlange Aufzeichnungen.

Der präsidiale O-Ton zeugt von einer Rohheit, ja Vulgarität, die mit der Feierlichkeit offizieller Ankündigungen scharf kontrastiert. Für Premierminister François Fillon und andere Regierungsvertreter hat der engste Sarkozy-Kreis nur Verachtung übrig: Diese Minister werden als "katastrophal", "grotesk" und "bescheuert" bezeichnet. Den offiziellen und den privaten Bereich vermengt Sarkozy ständig. So beteiligt sich Sarkozys Gattin Carla Bruni sogar an Beratungen über einen bevorstehenden Regierungswechsel. "In unserem Paar ist sie der Mann", feixt Sarkozy auf einer Autofahrt von Versailles nach Paris, die Buisson auf seinem Diktafon verewigte.

In Paris verdrängten die Mitschnitte sogar die Krimkrise aus den Schlagzeilen. Der frühere Rechtsextremist Buisson gilt heute als graue Eminenz der konservativen Großpartei UMP. Der Sarkozy-Ideologe verteidigte sich am Mittwoch über seinen Anwalt, er habe die Gespräche aufgenommen, da er nicht immer habe mitschreiben können. Sein "Verrat", wie es in Paris heißt, dürfte ihn nun aber über Nacht ins politische Aus befördern. Durchkreuzt wird möglicherweise auch Sarkozys minutiös geplantes Comeback im Hinblick auf die Präsidentschaftswahl 2017. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 6.3.2014)