Kairo - Im Prozess gegen 20 Journalisten des arabischen Senders Al-Jazeera haben mehrere Angeklagte in Kairo von Folter und verweigerter Hilfeleistung im Gefängnis berichtet. Das Verfahren wurde am Mittwoch in der ägyptischen Hauptstadt wieder aufgenommen, nachdem es im Februar kurz nach dem Auftakt verschoben worden war.

Angeklagt sind 16 Ägypter und vier Ausländer. Insgesamt sind acht Journalisten inhaftiert. Alle anderen sind flüchtig oder außer Landes, gegen sie läuft der Prozess in Abwesenheit.

Seit zehn Wochen sei seine rechte Schulter gebrochen, sagte der Leiter des Al-Jazeeera-Büros in Kairo, Mohamed Adel Fahmy, der außer der ägyptischen auch die kanadische Staatsbürgerschaft hat. "Ich schlafe auf dem Zellenfußboden." Er bat um seine Freilassung. Die kanadische Botschaft werde dafür bürgen, dass er "das Land nicht verlasse". Sein Vater sagte der Nachrichtenagentur AFP vor der Anhörung, seinem Sohn sei eine nötige Operation verwehrt worden.

Die Reporter sollen sich dafür verantworten, die verbotene Muslimbruderschaft unterstützt sowie angeblich falsche Berichte über die Proteste in Ägypten gesendet zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den Ägyptern die Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor. Zudem sollen sie mit ihrer Berichterstattung der "nationalen Einheit und dem sozialen Frieden" geschadet haben. Zwei Briten, einem Australier und einem Niederländer wird vorgeworfen, mit den angeklagten Ägyptern zusammengearbeitet zu haben.

Ein weiterer Beschuldigter sagte am Mittwoch vor Gericht, er sei von der "Staatssicherheit körperlich und psychisch gefoltert" worden. Auch er habe um einen Arzt gebeten, sagte Soheib Said. "Aber niemand hat mir geantwortet." Ein weiterer Angeklagter rief vor dem Beginn der Anhörung: "Journalisten sind keine Terroristen." Kairo wird vom Westen heftig für den Prozess und die Missachtung der Pressefreiheit kritisiert. (APA, 5.3.2014)