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Sozialminister Rudolf Hundstorfer blickt auf das Pensionskonto - für ihn die größte Verwaltungsreform der Geschichte, für die Versicherten eine Orientierung über künftige Ansprüche.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Wenn ein 23 Jahre alter Mann, der seit seinem 18. Geburtstag gearbeitet hat, über seinen Pensionsanspruch Bescheid haben will, dann wird er wohl enttäuscht werden. 166 Euro würde die fiktive monatliche Zahlung betragen, hat Manfred Felix, Obmann der Pensionsversicherungsanstalt ausgerechnet. Schrecken müsste sich der junge Mann allerdings nicht: Denn er hat ja noch vier Jahrzehnte Arbeit (und Beitragszahlung) vor sich - und die tatsächliche Pension wird erst errechnet, wenn die erzielten Einkommen und der Karriereverlauf abschließend beurteilt werden können.

Und diese Beurteilung ist bei Menschen, die näher am Pensionsantrittsalter sind, korrekter möglich - und dringlicher. Für 3,6 Millionen Versicherte, die nach dem 1. Jänner 1955 geboren sind, gilt aber: Ab heuer gibt es ein Pensionskonto, ab Juni kann man erfahren, was auf diesem Pensionskonto als Erstgutschrift eingebucht worden ist.

Dabei zählen die Beitragszeiten (und Ersatzzeiten, also etwa der Bezug von Kranken- oder Arbeitslosengeld), die im Verlauf des Berufslebens in Österreich erworben worden sind. Bei etwa 1,2 Millionen Pensionsversicherten ist das lückenlos erfasst - aber bei 1,7 Millionen hatte die Pensionsversicherung Rückfragen und auf diese hat erst rund die Hälfte der Angeschriebenen auch geantwortet, daher hat die Pensionsversicherung im Februar noch einmal 900.000 Erinnerungsschreiben und Fragebögen verschickt.

Und wer bis April seine bisherige Laufbahn nicht korrekt dokumentiert hat, bekommt einen Rückscheinbrief. Felix weiß, dass es für viele Betroffene nicht einfach ist: Komplizierte Arbeiterkarrieren könnten durchaus 300 undokumentierte Lücken aufweisen.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer sieht in der Schaffung der Pensionskonten die größte Verwaltungsreform der Geschichte, ein System, das für 50 bis 60 Jahre gelten werde. Er hat am Mittwoch gemeinsam mit den Chefs der Pensionsversicherungen dazu aufgerufen, die ausständigen Fragebögen an die Pensionsversicherer zurückzuschicken.

Der Aufwand ist erheblich: 45 Tonnen Papier hat allein die Pensionsversicherungsanstalt, der größte Pensionsversicherer, verschickt, 39 Millionen Euro hat das gekostet. Hundstorfer hält den Aufwand für vertretbar: Gingen alle Österreicher nur zwei Wochen später in Pension, wäre die Umstellung finanziert. Apropos später in Pension gehen: Ab 2015 soll man mithilfe des Pensionskontos und einer eigenen Software erwartete Karriereverläufe eingeben können. Je nach Antrittsalter zwischen 62 und 67 Jahren kann die Pensionshöhe um 44 Prozent schwanken. (cs, DER STANDARD, 6.3.2014)