Auch die Baby-Boom-Generation wird älter: Statistisch gesehen erleiden die meisten Menschen im Alter von 57 Jahren einen Herzinfarkt.

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Innsbruck - Heimische Experten sind der Meinung, dass in den nächsten Jahren die Anzahl der Herzinfarktpatienten stark ansteigen wird. Grund dafür sei, dass die sogenannte Babyboom-Generation der 1960er- bis 1968er-Jahre ein Alter erreichen werde, in dem statistisch gesehen das Risiko eines Herzinfarkts am höchsten sei. Dies erklärten Ärzte der Medizinischen Universität Innsbruck am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz.

Derzeit würden in Tirol rund 500 Menschen pro Jahr einen Herzinfarkt erleiden, sagt Wolfgang-Michael Franz, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie. Diese Zahl werde in den nächsten Jahren auf bis zu 700 pro Jahr ansteigen, lautet seine Prognose. Erst im Jahr 2023 werde die Anzahl der Menschen im Risikoalter durch den "Pillen-Knick", der einen starken Geburtenrückgang durch die Einführung der Antibabypille nach sich zog, wieder abnehmen, ergänzt der Mediziner.

Gestiegenes Gesundheitsbewusstsein und höherer Stresslevel

Statistisch gesehen würden die meisten Menschen im Alter von 57 Jahren einen Herzinfarkt erleiden. "Das liegt daran, dass man mit 57 zwar schon älter ist, die Menschen aber trotzdem noch einem maximalen Belastungsstress durch Beruf und Alltag ausgesetzt sind", erklärt Michael Grimm, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie. Mit noch höherem Alter würden sich die Menschen dann häufig zurück nehmen und ein ruhigeres Leben führen, so Grimm.

Durch eine bessere medizinische Versorgung konnte laut den Experten die Überlebenschance nach einem Herzinfarkt deutlich gesteigert werden. "Früher verstarben rund 30 Prozent der Patienten im ersten Jahr nach einem Herzinfarkt, heute liegen wir bei den Männern bei fünf und bei den Frauen bei sieben Prozent", sagt Franz. Diese erhöhte Überlebensrate führe in weiterer Folge aber auch zu einer zweiten Erkrankungswelle etwa im 70. Lebensjahr, weil sich auch die Lebenserwartung von Patienten mit einem geschwächten Herzen insgesamt erhöht hat.

Grundsätzlich könne man bisher trotz vieler Aufklärungskampagnen über die Risikofaktoren keinen Rückgang der Herzinfarkte verzeichnen. "Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen steigt zwar an, aber gleichzeitig sind der Stress-Level und die allgemeine Geschwindigkeit des Lebens viel höher als früher. Diese Faktoren gleichen sich ungefähr aus", so Franz. (APA/red, derStandard.at, 5.3.2014)