Bild nicht mehr verfügbar.

Italiens neuer Regierungschef Matteo Renzi lässt Anleger nicht jubeln.

Foto: REUTERS/Remo Casilli

Nach dem Regierungswechsel in Italien zeigen sich die Investoren skeptisch über die Zukunft des Landes, insbesondere über den Verbleib Italiens in der Eurozone. Das Risiko, dass Italien die Zone innerhalb der kommenden zwölf Monate verlässt, ist aus Sicht der Investoren gestiegen. So ist der Euro Break-up Index (Ebi-Index) des Analysehauses Sentix für die drittgrößte Volkswirtschaft des Euroraums im Februar um 0,6 Punkte auf 2,3 Prozent gestiegen. Damit ist Italien das Land, das die Anleger nach Griechenland und Zypern am häufigsten als Euro-Austrittskandidaten nennen. Diesen Platz hatte bislang Portugal belegt, dessen Index sich nun auf 1,5 Prozent verbessert hat. Der Ebi wird seit 21 Monaten berechnet. An der Umfrage beteiligten sich 975 Investoren.

Offensichtlich sind die Investoren wegen der neuen politischen Situation in Italien verunsichert. "Der Regierungswechsel südlich der Alpen scheint ihnen nicht zu gefallen, selbst wenn die Irritation nicht so hoch ist wie vor einem Jahr, als in Italien ebenfalls eine Veränderung in der Regierung anstand", sagte Sentix-Analyst Sebastian Wanke. Die Analysten sind auch der Ansicht, dass die italienischen Staatsanleihen im Vergleich zu Bonds aus Spanien und Portugal zu teuer sind. Aber auch die Analysten von UniCredit und Commerzbank beurteilen Renzis Reformpläne kritisch. Der neue Regierungschef plant institutionelle, Arbeitsmarkt- und Steuerreformen und will die Entbürokratisierung der Verwaltung einleiten. Die Finanzexperten fürchten, dass die angespannte Lage die Umsetzung behindern wird.

Hiobsbotschaften kommen auch von der Wirtschaftsentwicklung im Vorjahr. Italiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist mit 1,9 Prozent stärker zurückgegangen als von der Regierung erwartet (minus 1,7 Prozent). Laut dem Statistischen Amt sank das BIP mit 1560 Mrd. Euro unter das Niveau des Jahres 2000. Gleichzeitig hat die Gesamtverschuldung des Staates ein Allzeithoch von 132,6 Prozent des BIP erreicht. Die Neuverschuldung konnte sich bei drei Prozent des BIPs stabilisieren. Laut regierungsnahen Kreisen werde Regierungschef Matteo Renzi demnächst in Brüssel eine Aufweichung der Drei-Prozent-Grenze fordern. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 5.3.2014)