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Mt. Gox-Chef Mark Karpeles steht massiv in der Kritik: Insider berichten von Missmanagement

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Nach tagelangen Spekulationen bestätigt Mt. Gox-Geschäftsführer und Hauptgesellschafter Mark Karpeles vergangene Woche den "Verlust" von 460 Millionen Euro. Als Konsequenz müsse seine Bitcoin-Börse Bankrott erklären, so Karpeles. Während er "Hackerangriffe" verantwortlich machte, gerät der Geschäftsführer nun selbst massiv in die Kritik. Mitarbeiter und Bekannte bezeichnen Karpeles in Medienberichten als unzuverlässig, leicht abzulenken und verantwortlungslos. Oder anders gesagt: Nicht dafür geeignet, auf eine halbe Milliarde Dollar aufzupassen.

Während Hackerangriff freigenommen

Das hätte sich schon 2011 abgezeichnet, als Mt. Gox erstmals von Hackerangriffen attackiert wurde. Der heute 28-jährige Karpeles hatte im selben Jahr die Bitcoin-Börse von einem US-amerikanischen Unternehmer namens Jed McCaleb erworben, der die Website ursprünglich als Tauschbörse für Items des beliebten "Magic"-Kartenspiels aufgesetzt hatte. Im Sommer 2011 sei Mt. Gox zum ersten Mal massiv von Hackern attackiert worden. Während Mitarbeiter der Börse tagelang durchgehend an einer Lösung des Problems arbeiteten, habe sich Karpeles allerdings ins Wochenende verabschiedet und sein Team im Büro zurückgelassen.

"Kompletter Wahnsinn"

"Meiner Meinung nach war das kompletter Wahnsinn und demoralisierend für die Mannschaft"; berichtet Bitcoin-Experte Jesse Powell gegenüber Wired. Powell war damals extra nach Tokyo gereist, um beim Schließen der Sicherheitslücken mitzuhelfen. Mt. Gox hatte durch jene Attacke rund neun Millionen Dollar verloren. Der Bitcoin-Kurs lag zu dieser Zeit allerdings noch unter 10 Dollar, was die Schadenshöhe in Grenzen hielt. Vergangenes Jahr stieg der Kurs zeitweise auf über 1200 Dollar, was im Umkehrschluss auch den Wert des auf Mt. Gox gelagerten Vermögens massiv steigerte.

Autokratischer Führungsstil

Die Börse war, trotz der Hackerangriffe 2011, zur zeitweise beliebtesten Bitcoin-Börse aufgestiegen, auf der Nutzer Bitcoins an- und verkaufen sowie Transaktionen in Bitcoins durchführen konnten. Karpeles Managementqualitäten konnten mit der Verantwortung allerdings nicht mithalten, so Mitarbeiter, die sich anonym gegenüber Wired äußerten. Beispielsweise musste jede Änderung am Quellcode der Seite persönlich von Karpeles abgesegnet werden, was im Fall einer Notsituation drastische Auswirkungen haben konnte. Gleichzeitig gab es über Jahre hinweg keine Möglichkeit, Softwareänderungen zu testen – diese konnten nur mit direkten Konsequenzen ausprobiert werden.

Lenkte sich mit Bitcoin-Cafe ab

In den letzten Monaten hatte sich Karpeles zudem, so Mitarbeiter, vollends einem anderen Projekt zugewandt: Der 28-Jährige wollte ein Bitcoin Cafe eröffnen, in dem mit der Kryptowährung bezahlt werden konnte. Selbst, als vergangenen Herbst sowohl US-Finanzbehörden als auch ein vorheriger Gescähftspartner gegen Mt. Gox vorging, kümmerte sich Karpeles prioritär um das kleine Cafe. Ein Mitarbeiter: "Es scheint, als ob er sich von den tatsächlichen Problemen des Unternehmens ablenken wollte." Jetzt könnte Karpeles ein Strafverfahren blühen: US-amerikanische und japanische Behörden ermitteln gegen den Mt. Gox-Chef. (fsc, derStandard.at, 4.3.2014)