Wien - Passiert an der Absagefront nicht alle Tage: Ursprünglich hätten die Wiener Symphoniker im Musikverein Altmeister Georges Prêtre treffen sollen. Nachdem dieser - krankheitsbedingt - absagen musste, ward in Bertrand de Billy ein Ersatz gefunden. Leider aber musste auch der Franzose (ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen) passen, worauf kurzfristig Dirigent Enrique Mazzola zum Zug kam.

Und: Der Italiener hat nicht nur das geplante Programm beibehalten. Der Chef des Orchestre national d'Île-de-France, der beim Festival in Aix-en-Provence Premierenerfahrungen gesammelt hat (Verdis Falstaff), zeigte sich auch als umsichtiger, herzlich strahlender Advokat des französischen Repertoires. Bizets Symphonie Nr. 1 C-Dur brauchte zwar bis zum vierten Satz, um mit ihren Laufkaskaden unbeschwert Leichtigkeit und Klangfülle zu entfalten.

Mit den Symphonikern gelang Mazzola dann aber eine rundum respektable Version von Hector Berlioz' Symphonie fantastique. Mazzola ist vielleicht nicht der graziöse Poetiker. Diesem wunderbar verrückten Opus gab er indes Kontur, Dringlichkeit wie Intensität. Letztere ist auch höher zu gewichten als der womöglich dem Engagement geschuldete Lärmpegel bei exponierten Stellen. Was die Begeisterung anbelangt, hätte man jedenfalls meinen können, Meister Prêtre hätte gerade ein Neujahrskonzert finalisiert. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 4.3.2014)