"Hast' gehört, die Klasse von der Müller hat beim IKM-Test urschlecht abgeschnitten!" "Das war eh klar, bei der kann man ja gar nix lernen" - genau solche Gespräche unter Zweit- und Drittklässlern wollte man im Unterrichtsministerium partout vermeiden. Doch jetzt liegen die Daten des IKM-Tests unverschlüsselt auf einem rumänischen Server, und alle wettern: "Skandal!"

Aber warum soll das eigentlich geheim bleiben? Den Lehrern kann ja durch die öffentlichen Daten überhaupt erst geholfen werden, quasi eine Art Selbstevaluierung. Hinzu kommt noch der soziale Druck seitens der Eltern, Direktoren und Journalisten. Ganz nach dem Motto: "Gläserne Schule, gläserne Lehrer, gläserne Schüler".

Noch gar nicht so lange ist es her, da kritisierte die Lehrergewerkschaft die damalige Unterrichtsministerin Schmied, dass sie die Daten der Pisa-Studie nicht offen zugänglich mache. Jetzt macht eine Unterrichtsministerin mal etwas richtig, behebt den Fehler ihrer Vorgängerin - und wieder regen sich alle auf.

Zugegeben: Es war wohl nicht beabsichtigt, und es gehörte auch einiges an Schlampereien des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) dazu, aber trotzdem: Wo gehobelt wird, fallen eben Späne. Und andere Minister machen lieber gar nichts, da ist das Falschmachen dem Nichtsmachen doch vorzuziehen. Oder etwa nicht?

Wahrscheinlich ist die österreichische Bevölkerung es nicht mehr gewohnt, dass Politiker mal etwas (unabsichtlich) richtig machen. Wenn das schon mal passiert, dann soll man doch bitte ja nicht nach Rücktritt rufen. Im Gegenteil: Es gibt sogar noch Luft nach oben. Mich würde jedenfalls brennend interessieren, wie sich meine Englischlehrerin in Mathe so geschlagen hat. Und wenn ich meine zentral gestellten Maturaaufgaben schon ein paar Tage früher kenne, fände ich das durchaus begrüßenswert. (Jakob Sturn (16), DER STANDARD, 3.3.2014)