Einer der besten "Tatorte" seit langem? "Ein Ösi-'Tatort', wie wir ihn lieben: klug, böse und voller Anspielungen", schreibt zum Beispiel Spiegel Online.

Bekanntermaßen darf der Adel seine "von und zu"-Insignien in Österreich nicht tragen. Auch Moritz Eisner muss im "Tatort: Abgründe" einmal die Hausangestellte einer derlei hochwohlgeborenen Familie höflichst aufklären, dass das "von" doch bitte wegzulassen sei. Er und Bibi Fellner ermitteln im Fall einer ermordeten ehemaligen Kollegin, die einst die "Soko Melanie" leitete.

Foto: ORF/Petro Domenigg

Dieses Mädchen Melanie wiederum hatte - in deutlicher Ähnlichkeit zum Fall Kampusch - fünf Jahre nach ihrer Entführung aus einem Verlies flüchten können. Eisner und Fellner folgen den Spuren der ermordeten Kollegin, die hinter dem Fall einen groß angelegten Kinderschänderring vermutete.

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Je mehr sie ermitteln, umso stärker werden sie dabei behindert. "Anweisung von ganz oben" oder, wie die Pathologin einmal süffisant bemerkt: "Wie's halt oft so spielt bei uns im schönen Österreich." Die Republik, daran wird hier kein Zweifel gelassen, hat zwar die Insignien der alten Gesellschaftsordnung verboten - die Seilschaften aber, das Gemauschel und die Freunderlwirtschaft der Mächtigen und Geldigen, die geistern wie Untote noch immer durch die Amtsstuben und Herrenhäuser.

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Dankenswerterweise beschränken sich Eisner und Fellner nun nicht aufs ebenso typische Sudern und verbale Händeringen (wobei: ihre Dialoge sind gelungen und fein destilliert wie selten; charmant, nie anbiedernd). Vor allem aber mutieren die zwei "dienstfrei gestellten Befehlsverweigerer" zu Desperados für die gute Sache. In einem korrupten System, sagen sie sich, muss man die Regeln nicht länger befolgen. So etwas heißt man zivilen Ungehorsam. Einer der besten "Tatorte" seit langem. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 3.3.2014)

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Begeistert vom "Tatort" zeigt sich "Spiegel Online" in seiner Vorab-Kritik. Ob sich das Einschalten lohnt? "Aber so was von! Für eine Grimme-Nominierung reicht es diesmal nicht ganz. Trotzdem ein Ösi-"Tatort", wie wir ihn lieben: klug, böse und voller Anspielungen."

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Welt.de fühlt sich an den Fall Fritzl erinnert, das Resümee fällt positiv aus: "Der 'Tatort' aus Österreich hat ja ein paar unbestreitbare Verdienste. Für uns Mehrheitszuschauer aus Deutschland bietet er an Folklore, Kultur und auch sprachlich neue Einblicke in ein fremdes Staatswesen, das wir sonst nur aus touristischen Gründen heimsuchen."

Und weiter: "Fritzl ist natürlich nur eine ferne Referenz. Aber der 'Tatort' will aufklären, aktuelle Trends und Debatten aufgreifen, politisch und gesellschaftlich wirken. Der "Tatort" will seinen Beitrag leisten zur Erziehung des Menschengeschlechts. Viel zu ambitioniert ist das oft. Aber eindrücklich gleichwohl."

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Auch auf RP Online fällt das Urteil positiv aus: "Immer wieder gut: Neuhauser und Krassnitzer im Duett – skurril, rau, zuweilen herzlich. Auch die unübersehbaren Annäherungsversuche der jungen Kollegin Stefanie Dvorak (Julia Wiesner), die in Eisner verliebt ist, können der Vertrautheit nichts anhaben." 

Und was meinen Sie? Top oder Flop? (red, derStandard.at, 2.3.2014)

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