Die ukrainische Bürgerbewegung ist bunt und heterogen und wurde vor allem im Protest gegen das Kleptokratenregimes zusammengehalten. Die Leute hatten die alten Eliten satt, haben aber noch keine neuen. Die Übergangsregierung ist ein entsprechend bunter Haufen aus Teilen der alten Elite, Leuten aus der Zivilgesellschaft und NGOs und auch rechtsradikalen Kräften. Die militärische Aggression durch Russlands Präsident Putin zwingt diese neue Regierung nun in eine extrem heikle Situation, der sie wohl kaum gewachsen sein kann. Putin, der sich völlig dilettantisch verkalkuliert hat und alle seine Karten auf Janukowitsch Räuberbande gesetzt hat, versucht nun sein Gesicht zu wahren. Wird er die rote Linie endgültig überschreiten? Will er mit militärischer Aggression die ukrainischen Nationalisten und Rechten stärken, um sie dann besser diskreditieren zu können? 

Gleichzeitig bläst die russische Propaganda immer schrillere PR in die Welt: Ein regelrechter Infowar, mit erfundenen Nachrichten und völlig tendenziöser Desinformation tobt vor allem im Internet. Was von bezahlten Info-Kriegern bei "Voice of Russia" ausgeheckt wird, fällt aber im Westen bei linken Globalisierungsgegnern und rechten Wirrköpfen von der Tea Party bis zu den FPÖ-Verschwörungstheoriefreunden von "unzensuriert" auf fruchtbarem Boden.

Wär's nicht so komisch, wär's richtig lustig: Etwa, dass Faschisten andere Leute als "Faschisten" beschimpfen. Oder dass sich Fürsprecher des russischen Imperialismus als "Antiimperialisten" sehen, statt, wie doch eigentlich viel logischer wäre, als "Pro-Imperialisten". (Robert Misik, derStandard, 2.3.2014)