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Staatsspitze sucht Entspannung: Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (li.) mit Heinz Fischer und Werner Faymann.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Auf die zwei ist Verlass: Als Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe in ihrem Kabäuschen das Ballplakat präsentierten, auf dem Krakenartiges herumschwirrte, setzten sie zu kühner Deutung an. Es sei dies "ein flüssiger Ziegelstein" oder "ein Walross im Opiumrausch". Mirjam Weichselbraun vernahm die edle Frechheit, gab sie verkürzt weiter an den gekränkten Künstler Mario Dalpra, der prompt jenen kennenlernen wollte, der sein Opus einer Robbenart zuordnet. Hier bahnte sich also ein kurzweiliger Disput an, der jedoch nicht explodierte.

Weichselbraun deeskalierte leider salomonisch ("Kunst ist, was man darin sieht!") - und abermals ward eine Chance vertan, einen pannenfreien Abend zu mehr zu machen als einer episch dösenden Seitenblicke-Strecke: Alfons Haider versuchte vergeblich, Serafin die nächsten Sangesauftritte zu entlocken. Weichselbraun blitzte beim Versuch ab, TV-Mann Johannes B. Kerner zum Singen von Fendrich-Liedern zu animieren. Auch hakte sie nicht nach, als Oli Pocher bekundete, auf "Niggas in Vienna" zu warten. Selbst die kleine Rauferei, die Kerner hatte, verpasste der ORF.

Das soll nicht heißen, die Fragemenschen hätten ausgelassen. Haider ist immer entfesselt, wenn es ums conciergehafte Fischen nach Ballkomplimenten geht. Da er selbige persönlich nimmt, muss er durch Ex-UNO-Chef Kofi Annan ("Einmal muss man den Opernball gesehen haben") sein privates Córdoba erlebt haben.

Geschenkt - was sollte Haider auch tun? Als er später flott durch die Opernräume schritt und Leute ansprach, hatte er lockerste Momente. Menschen, die die Glitzerwelt bedeuten, fand er jedoch keine. Als Interviewtrophäe bleibt ihm lediglich die Staatsspitze (die vorgab, den Abend zu genießen) und Ballchefin Desirée Treichl-Stürgkh. Selbige erstaunte er indes mit "Wenn du einem australischen Ureinwohner den Ball erklären müsstest?"

Da hätte man natürlich gerne erlebt, was Wagner-Trenkwitz und Hohenlohe über dieses Gedankenexperiment so dachten. In ihrem Kabäuschen, aus dem man sie - wie hier schon so oft vergeblich gefordert - für den TV-Ball herausholen sollte. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 1./2.3.2014)