Die Abbildung von Nazisymbolen in Antikriegsfilmen ist in Österreich und Deutschland kein Problem, bei antifaschistischen Spielen wie "Wolfenstein" dürfen sie jedoch nicht gezeigt werden. Weshalb wird 2014 nach wie vor mit zweierlei Maß gemessen?

Foto: Bethesda Softworks

Die kommenden Monate bescheren Gamern einen wahren Spielereigen. Beispielsweise werfen sich Kampfroboter in "Titanfall" in die Schlacht, Superhelden stellen in "InFamous: Second Son" mutierte Schurken und Agenten infiltrieren in "Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes" die Festungen grimmiger Weltverschwörer. Ein Spielereigen, der in seiner kreativen Vielfalt jedoch ein ums andere Mal durch die rigorosen Zensurmaßnahmen der Branche getrübt wird.

Zweierlei Maß

So wird die anstehende Fortsetzung von "Wolfenstein" (eine neue Vorschau dazu gibt es am Sonntag) hierzulande und in Deutschland nur in einer geschnittenen Fassung zu haben sein. Das Problem des Anti-Nazi-Spiels ist nicht etwa die Darstellung von Gewalt, sondern vor allem die Abbildung nationalsozialistischer Symbole und Gesten.

Dass dies heute, nach zwei Jahrzehnten der politischen Debatten über die Kultserie, immer noch ein Thema ist, ernüchtert aus zweierlei Hinsicht. Einerseits, weil es sich wie gehabt klar um eine Abrechnung mit den Schergen der Vergangenheit handelt und nicht um eine Verherrlichung. Und andererseits, weil die Abbildung von Nazisymbolen in anderen Medienformen wie Filmen für Zensurbehörden kein Problem darstellt. Weshalb wird 2014 nach wie vor mit zweierlei Maß gemessen?

Selbstzensur

Erst gar nichts riskieren will Ubisoft mit der Umsetzung der Comicserie "South Park". Um niemandem auf den Schlips zu treten, wurden in einem Akt der Selbstzensur für die europäische Konsolenfassung vorsorglich sieben Szenen herausgenommen, in denen es um Abtreibungen und Rektaluntersuchungen geht.

Kurioserweise erachtet der französische Konzern dies in seiner Heimat als bedenklich, während das Spiel in den USA - immerhin das Land der stimmkräftigen Fox-Konservativen - ungeschnitten erscheint.

Emanzipation gefragt

Dabei sollte man sich nun weniger ob lokaler Differenzen grämen, als politische Entscheider zu mehr Offenheit und Herausgeber zu mehr Mumm auffordern. Wenn Videospiele eine vollwertige Kunstform unserer Gesellschaft sein sollen, dann müssen Hersteller auch die Freiheit haben, die kulturellen Grenzen auszuloten.

Ohne etwas wagen zu dürfen, wird das Medium Games dazu verdammt, auf der Stelle zu treten. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 1.3.2014)

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