Washington - Eine Tageszeitung, die eine monatliche Rubrik zu Neuerscheinungen aus den Bereichen Science Fiction und Fantasy bringt: Das gibt es nicht nur auf derStandard.at, sondern nun auch in der renommierten "Washington Post". Ron Charles, stellvertretender Chefredakteur für Belletristik in der "Post", setzt damit einen Plan um, den er laut eigener Aussage schon länger hegte: Literaturgenres, die große Popularität unter den Lesern genießen, aber wenig Beachtung in der Literaturkritik finden, mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Frage des Stellenwerts

Dabei hat Genreliteratur im englischsprachigen Raum ohnehin ein höheres Ansehen als im deutschsprachigen, wo Berichterstattung zu SF und Fantasy fast ausschließlich in Blogs und Special-Interest-Medien stattfindet. Eine der seltenen Ausnahmen ist der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck, der keine Berührungsängste kennt. Und der in Genre-Medien regelmäßig eine Welle von Begeisterung und Dankbarkeit auslöst, wenn er entsprechende Werke - etwa Patrick Rothfuss' "Der Name des Windes" oder Ted Chiangs "Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes" - einem breiten Publikum vorstellt.

In der englischsprachigen Welt ist dies weitaus üblicher. Zum einen besprechen Zeitungen wie etwa der britische "Guardian" in ihren Literaturkolumnen regelmäßig Genrewerke, zum anderen bieten auch Wissenschaftsmagazine der Science Fiction Platz: Der "New Scientist" etwa startete 2012 das zweimonatlich erscheinende SF-Magazin "Arc", das eine Mischung von Kurzgeschichten, Reportagen und Sachartikeln bietet. Und das altehrwürdige Magazin "Nature" ergänzt unter dem Rubriktitel "Futures" sein Angebot schon seit langem jede Woche mit einer neuen SF-Kurzgeschichte.

Neu für die "Washington Post" ist die Regelmäßigkeit der Kolumne. Jeden Monat stellt ein Vertreter des Genres drei Titel vor. Den Anfang machte die Autorin und Kritikerin Nancy Hightower mit Besprechungen zu Rachel Bachs "Honor's Knight", James L. Cambias' "A Darkling Sea" und Scott Siglers "Pandemic". Die Kolumne finden Sie hier. (jdo, derStandard.at, 28. 2. 2014)