Allrad, Automatik, fünf Türen und ein gepflegter Innenraum: Opel hat für sein Flaggschiff ein Rundum-sorglos-Paket geschnürt, das fast in die Premiumliga vorstößt

Nur wenigen Herstellern gelingt es heute noch, oberhalb der Golfklasse technologisch und absatzseitig ernst genommen zu werden. Die Franzosen etwa mit Renault Laguna, Peugeot 508 und Citroën C5 tun sich enorm schwer, in Europa auch Toyota (Avensis) und Honda (Accord). Eine Liga höher geht's noch selektiver zu, und zwischen diese zwei skizzierten Größenordnungen positioniert Opel sein Flaggschiff, den Insignia.

Foto: der standard/stockinger

Verkauft sich zwar etwas besser als besagte Konkurrenz, Bestseller sieht aber anders aus. Weil die Welt ungerecht ist, hat sich bisher wenig herumgesprochen, welch feines Auto der große Opel ist. Als Limousine oder 5-Türer für Liebhaber klassischer automobiler Formen, als Sports Tourer für Freunde des praktischen Vorankommens in urbi et orbi und neuerdings sogar als Country Tourer für erdige Abenteurer.

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Wer meint, in Österreich komme man nur mit Allrad passabel voran, wird beim Insignia ebenfalls bedient, und damit sind wir beim Testwagen, einem 2,0 CDTI 4WD 5-Türer mit 6-Gang-Automatik. War bisher schon schwer o. k., ist es nach erfolgter Modellpflege erst recht.

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Wäre nicht ein gewisser Abfall der Materialanmutung unterhalb Brusthöhe (bezogen auf die Sitzposition), man könnte glatt glauben, sich in der Oberklasse zu befinden: schönes mittelbraunes Leder, vorne etliche Oberflächen in schwarzem Karbonlook - allerdings hat der Großteil des Alu-Dekors sein Lebtag noch kein Bauxit gesehen. Aber egal, grundsätzlich fühlt man sich im Insignia auf hohem Niveau wohl und geborgen.

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Der 163-PS-Diesel passt ebenso gut zum Auto wie die 6-Gang-Automatik, beides schafft hohe Komfortreserven, und zum zügigen Überholen langt's auch allemal, speziell, wenn man die Sporttaste in der Bedienleiste über dem Infotainment-Schirm drückt. Das bewirkt auch, dass sich die Hauptinstrumente in Signalfarbe Rot rahmen, man kennt das ja von Opel, hier ist das nun auf aktuellstes Niveau gebracht.

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Der Verbrauch ist zwar nicht weltmeisterlich, schlug mit realen 7,8 l / 100 km im Testbetrieb aber keineswegs aus der Gattung, und wenn wir eine gewisse akustische Aufdringlichkeit notierten, so ist Opel damit ebenfalls nicht allein.

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Im Fahrkapitel macht der Insignia aus seinen Abmessungen kein Hehl, man fühlt, das ist kein Kleinwagen, sondern ein repräsentativ großes Automobil. Komfort bleibt stets im Zielfokus, auch beim Fahrwerk, den Sitzen und den üppigen Platzverhältnissen vorn und hinten.

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Ganz hinten, da lauert eine Höhle von Kofferraum, leicht zugänglich und beladbar durch die weit aufschwingende Heckklappe, ein kleiner Haken ist vielleicht der, dass eben kein Haken zum Fixieren von Sackerln und anderem Zeugs vorhanden ist.

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Beim Design hat Opel generell eine eigenständige, gefällige Linie gefunden, das gilt auch für den Insignia mit seinem Coupéschwung, und weil die Form schon bisher gelungen war, musste bei der Modellpflege nicht groß das Schnitzmesser angesetzt werden.

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Fazit: Opels Topmodell spielt selbstbewusst in dieser Liga mit, setzt aber auf Understatement. Ein "Mehr sein als scheinen"-Typ. Noblesse in aller Bescheidenheit.  (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 28.2.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

Foto: opel