Klagenfurt/Wien - Nach 69 Jahren geht die Geschichte der "Kärntner Tageszeitung" am Freitag zu Ende. Nach der Eröffnung eines Konkursverfahrens am Dienstag sah Masseverwalter Gerhard Brandl am Donnerstag keine Chance mehr, das von der SPÖ im Herbst 1945 als "Neue Zeit" gegründete Blatt weiterzuführen. Ex-Geschäftsführer und de-facto-Eigentümer Dietmar Wassermann wird von den Behörden gesucht.

Die Zeitung erschien ab Jänner 1946 täglich, 1965 wurde sie in "Kärntner Tageszeitung" umbenannt, 1981 wurde sie vom Hochformat auf Kleinformat umgestellt. 1990 stieg die Mediaprint als Kooperations-und Vertriebspartner ein, die Zusammenarbeit dauerte bis Ende 2009. Zu dieser Zeit gab die SPÖ - nicht zuletzt wegen finanzieller Schwierigkeiten - ihre Mehrheit an der KTZ ab, Geschäftsführer Bernhard Wernig und Chefredakteur Ralf Mosser übernahmen gemeinsam 45 Prozent, mit zehn Prozent stieg der Medienunternehmer Hannes Berger ein.

Finanzielle Probleme

2010 wurde eine Montag-Ausgabe eingeführt, eine Entscheidung, welche die Zeitung finanziell schwer belasten sollte, die Zusatzkosten konnten nicht annähernd durch Auflagensteigerungen bzw. mehr Inseratengeschäft kompensiert werden. Im Oktober 2010 zog sich die SPÖ schließlich völlig aus der KTZ zurück, Berger übernahm gemeinsam mit seinem Sohn Hansjörg Berger 100 Prozent an dem Blatt. Im Juni 2012 wurden die finanziellen Probleme auch öffentlich, die Gebietskrankenkasse stellte einen Konkursantrag. Damals waren knapp 170.000 Euro ausständig.

Die Pleite konnte abgewendet werden, Berger holte Dietmar Wassermann ins Boot, der vorerst als "Kooperationspartner" vorgestellt wurde. Wenig später übernahm Wassermann die KTZ-Tochter "Bezirksjournale", die bereits im Dezember 2012 Konkurs anmeldete, ein Sanierungsverfahren wurde eingeleitet, im Sommer 2013 war endgültig Schluss. Im Jänner 2013 übernahm Wassermann offiziell die Mehrheit an der "Kärntner Tageszeitung", wenig später löste Claudia Grabner Ralf Mosser als Chefredakteurin ab.

Kein Urlaubsgeld, schleppende Gehaltszahlungen

Trotz der jährlichen Presseförderung waren die vergangenen Monate der KTZ von finanziellen Turbulenzen geprägt. So erhielten die Mitarbeiter im Sommer kein Urlaubsgeld, dieses wurde erst im November ausgezahlt. Gehaltszahlungen kamen nur noch schleppend, freie Mitarbeiter mussten teilweise monatelang auf Honorare warten. Im September stellten Ex-Mitarbeiter einen Konkursantrag, der gerade noch abgewendet werden konnte. Im Jänner spitzte sich die Situation zu, zum Konkursantrag kam der Auslieferungsantrag der deutschen Behörden gegen den KTZ-Eigentümer. Wassermann erhob Einspruch, blitzte aber beim Oberlandesgericht Graz ab. Am Tag bevor er sich den deutschen Behörden stellen sollte, verabschiedete er sich, aber statt nach Bayern zu fahren, tauchte er unter.

Komplizierte Firmenstruktur

Wassermann, der über eine komplizierte Firmenkonstruktion de facto Eigentümer war, wird vom Amtsgericht München gesucht, ihm wird Mehrwertsteuerbetrug in großem Stil vorgeworfen, gemeinsam mit elf weiteren Beschuldigten soll er den deutschen Fiskus um mindestens 3,8 Millionen Euro geprellt haben. Der 53-Jährige, der in Deutschland schon zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist, hat die Vorwürfe stets bestritten und erklärt, er werde sich den deutschen Behörden stellen. Das tat er allerdings nicht, nun gibt es einen internationalen Haftbefehl. (APA, 27.2.2014)