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Der Eislaufplatz bleibt erhalten und soll ganzjahrestauglich gemacht werden. Das Hotel (hinten) wird saniert, daneben entstehen ein Wohnturm und ein neues Wiener Sportzentrum.

Foto: APA/WERTINVEST

Wien - Die elendslange Diskussion um die Neugestaltung des Wiener Eislaufvereins und des Hotels Intercontinental hat ein Ende - zumindest theoretisch, denn praktisch gingen die emotionalen Wogen am Donnerstag, als das Siegerprojekt des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld der Presse präsentiert wurde, erst so richtig hoch. Zahlreiche Anrainer sowie Architekten der älteren Schule konnten es kaum glauben, was sie da zu Gesicht bekommen hatten, und fassten ihren Unmut in nicht gerade leise Worte, woraufhin die Pressekonferenz frühzeitig beendet werden musste.

Konkret: Das bestehende Interconti bleibt bestehen und soll zum "Retro-Hotel" umgebaut werden. Der rückseitige Annexbau soll abgerissen werden. Der Verlust der Hotelzimmer wird wieder wettgemacht, indem das Hotel um ein Technikgeschoß rückgebaut und anschließend um zwei Zimmergeschoße aufgestockt wird.

Fußläufig offen

An seine Seite gesellt sich zum Eislaufplatz hin ein schlanker, 72 Meter hoher Apartmentturm, der - wie Investor Michael Tojner von Wertinvest betonte - ein bisschen an den Wiener Ringturm erinnern werde. Ein weiterer Baukörper am Heumarkt, der jedoch fußläufig offen bleibt und auf diese Weise den Zugang in den dritten Bezirk erleichtern soll, rundet das Ensemble ab. In Summe erinnert das Projekt an die Bauten der klassischen Moderne.

"Man wird erst auf den zweiten Blick erkennen, dass es sich bei diesem Projekt um einen Neubau handelt", sagte der Juryvorsitzende Markus Allmann. "Das ist keine schreiende Neugestaltung des Areals, sondern ein zurückhaltender Entwurf, der das Hotel als Zeitzeugen der Sechzigerjahre respektiert und die Seele dieses Ortes erhält und weiterdenkt."

250 bis 300 Millionen Euro will Investor Tojner dafür in die Hand nehmen. Davon profitieren nicht nur Hotel und Wohnturm: Die B1 wird um einige Meter verlegt, der Gehsteig vor dem Konzerthaus wird dadurch breiter. Die Fläche des Wiener Eislaufvereins (WEV) soll ganzjährig nutzbar werden. Neben und unter dem Platz soll ein neues Wiener Sportzentrum entstehen - mitsamt Fitnesscenter, unterirdischer Eishockeyhalle, Multifunktionsturnsaal, den auch das benachbarte Akademische Gymnasium mitnutzen soll, sowie einem 50-Meter-Schwimmbecken. Vorgesehen sind auch eine Tiefgarage mit 340 Stellplätzen sowie Veranstaltungsflächen für das benachbarte Konzerthaus. Sogar von einem "zweiten Wiener Museumsquartier" ist die Rede.

Ein Lernprozess

Frühester Baubeginn ist 2016. Mit einer Fertigstellung ist daher nicht vor 2018 zu rechnen. Bis dahin wird man sich mit der Icomos einigen müssen, die die Interessen der Unesco vertritt und die sich dezidiert gegen ein Hochhaus im Weltkulturerbekernbereich ausspricht. "Die Icomos war von Anfang an ins Projekt eingebunden", sagt Tojner. "Ich gehe also davon aus, dass die weiteren Gespräche fruchten werden."

Das offene, zweistufige Wettbewerbsverfahren, an dem sich weltweit 142 Architekten beteiligten, ist die Reaktion auf das 2012 gestartete "kooperative Werkstattverfahren", das zu keinen zufriedenstellenden Resultaten führte. Tojner: "Das war ein Lernprozess. Sonst wären wir jetzt nicht da, wo wir sind." Der Pachtvertrag mit dem WEV bleibt bestehen. Die Wohnungen im Turm sollen nach Fertigstellung verkauft werden. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 28.2.2014)